Brücken bauen für Austausch
65. Geburtstag von Prof. Dr. Bernd-Peter Lange
Ende März feierte Professor Dr. Bernd-Peter Lange, der den Lehrstuhl für Anglistik/Literaturwissenschaft und Kultur innehat, seinen 65. Geburtstag und geht nun, wie man so sagt, in den Ruhestand. Mit seinen Assoziationen von Ausruhen und Passivität ist 'Ruhestand' allerdings in diesem Falle ein irreführender Begriff. Mit Prof. Lange verläßt ein dynamischer Netzwerker und Brückenbauer die Universität, dessen Wirken die Struktur und das inhaltliche Profil des Faches Anglistik in Magdeburg in Zeiten des Wandels nachhaltig geprägt hat.
Im Westberlin der Nachkriegszeit aufgewachsen, studierte er in der Aufbruchszeit der 60er Jahre dort, wo die intellektuelle action war, an der Freien Universität Berlin - wobei er das epochemachende Jahr 1968 jedoch in London verbrachte. Er promovierte 1969, im Jahr des Rockfestivals von Woodstock, das er nicht versäumte. Lehrtätigkeiten an der FU Berlin und der TU Braunschweig folgten, wo er 1978 über die Theorie literarischer Gattungen habilitierte und 1983 eine Professur für Anglistik übernahm.
Bereits in dieser Phase, und verstärkt während seiner Professur in Oldenburg ab 1988, wandte er sich den Kulturstudien zu, vermittelt zunächst über die Beschäftigung mit dem politisch-utopischen Denken George Orwells, über den er eine vielbeachtete Monographie verfasste. Später konzentrierten sich seine Arbeiten vor allem auf postkoloniale Literaturen und Kulturkontakte zwischen Europa und Indien, wobei kultureller Austausch und die Hybridisierung von Identität in der Begegnung mit dem 'Anderen' das vorherrschende Thema bilden. 1994 trat Bernd-Peter Lange die neueingerichtete Professur für anglistische Literaturwissenschaft und Kultur an der Guericke-Universität an. In dieser Position war er an vorderster Stelle am Aufbau des Faches beteiligt. In einem langjährigen Arbeitskreis mit Fachvertretern anderer ostdeutscher Universitäten wurden die Freiräume der Neugründung als Chance begriffen und entscheidende Weichen in der Entwicklung kulturwissenschaftlich ausgerichteter Curricula, mit Auswirkungen für die gesamte deutsche Anglistik, gestellt.
Neustrukturierung
Während seines Dekanats trieb er die Neustrukturierung der Fakultät in die drei Säulen Sozial-, Bildungs- und Kulturwissenschaften voran und förderte engagiert die interdisziplinäre Vernetzung über Fachgrenzen hinweg. Entscheidenden Anteil hat er an der Entwicklung der kulturwissenschaftlichen Komponente im überregional anerkannten Studiengang European Studies.
Auch international setzte sich Bernd-Peter Lange für Vernetzungen ein, in Form zahlreicher Kontakte von Porto bis St. Petersburg. Er hat insbesondere den Anstoß zur Zusammenarbeit mit der Universität Mumbai (Indien) gegeben, die inzwischen zu einer Kooperation auf Universitätsebene fortentwickelt wurde. Ein regelmäßiger Austausch von Studierenden und Lehrenden mit gemeinsamen Projekten und Publikationen fand durch seine Einladung als Ehrengast zum 50-jährigen Jubiläum der Universität Mumbai Anerkennung.
DAAD-Gastdozentur
Über die Pensionierung hinaus wird er die Bindungen zur bengalischen Universität Santiniketan pflegen, für die er als Ehrenvorsitzender des Gremiums der Freunde und Förderer in Deutschland fungiert. Und für das Sommersemester 2008 - wie gesagt: kein 'Ruhe'stand - hat er eine DAAD-geförderte Gastdozentur an der Universität von Wroclaw (Polen) übernommen.
Bernd-Peter Langes lebenslanges Interesse gilt dem Schachspiel, weniger im sportlichen Wettkampf als vielmehr, kulturwissenschaftlich gefiltert, in Analysen von Schachliteratur. Für neue anregende Eröffnungen und weiterhin erfolgreiche Spielzüge auf einem nun größeren, transkulturellen Spielfeld sei ihm alles Gute gewünscht!