Millimetergenau gegen den Tumor
Onkologische Mikrotherapie im offenen MRT
"Das Gerät ist ein Meilenstein für die Mikrotherapie: Durch seine offene Bauweise bietet es uns Ärzten den für die Eingriffe erforderlichen freien Zugang zum Patienten." Prof. Jens Ricke, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, spricht vom neuen offenen Hochfeld-Magnetresonanztomographen (MRT), der Ende Januar 2008 am Universitätsklinikum der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Einsatz findet er bei mikrotherapeutischen onkologischen Behandlungsverfahren.
Direkt am Krankheitsherd
Dabei handelt es sich um bildgeführte Eingriffe, die durch winzige Öffnungen in Haut und Gewebe direkt am Krankheitsherd erfolgen.
Als eine einzigartige Möglichkeit der weltweit erstmals sehr gezielten Behandlung besonders von onkologischen Erkrankungen würdigte der Kultusminister, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, der an der Präsentation teilnahm, den neuen MRT. Zudem füge sich dieses Entwicklungsprojekt hervorragend in die bestehende Forschungslandschaft in Magdeburg und Sachsen-Anhalt ein.
Auch moderne Krebstherapien sind für die Betroffenen häufig mit großen körperlichen und seelischen Belastungen verbunden, und nicht selten schließen sich an die Behandlung längere Klinik- und Rehabilitationsaufenthalte an. Das nun vorgestellte minimalinvasive Therapieverfahren kann in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Bei der Mikrotherapie werden feinste Werkzeuge in den Körper des Patienten eingebracht und direkt in den Tumoren platziert. Dort entfalten sie dann ganz gezielt ihre Wirkung - zum Beispiel, indem sie die Tumoren bestrahlen oder durch Zufuhr von Hitze veröden. Bislang steuerten Ärzte diese Eingriffe vor allem mithilfe des Ultraschalls oder der Computertomographie (CT). Beide Verfahren haben jedoch Nachteile: So ist es häufig nicht möglich, Organe und andere Weichteile mit der für die hochpräzisen Eingriffe notwendigen Bildqualität sichtbar zu machen. "Das neue System stellt Weichteile in einer exzellenten Bildqualität dar und arbeitet - im Gegensatz zu einem Computertomographen - ohne Röntgenstrahlung", erläutert Dr. Ricke. Er betont aber auch, dass die Krebs-Mikrotherapie keineswegs als Konkurrenz etwa zur Chemotherapie gedacht sei, sondern als Ergänzung, sozusagen als weiteres Werkzeug im großen Werkzeugkasten zur Krebsbehandlung. "In enger Zusammenarbeit aller daran beteiligten Fachdisziplinen wird für jeden Patienten ein individueller Behandlungsplan entwickelt und umgesetzt", so Prof. Ricke.
Entstanden ist dieser völlig offen konfigurierte Hochfeld-MRT für operative, mikrotherapeutische Eingriffe unter Bildführung in einer einzigartigen Forschungs- und Entwicklungskooperation der Firma Phillips und der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin.