Bitte tief einatmen!
Medizinstudenten bei der Ausbildung über die Schulter geschaut
Auf der 2. Etage im Haus 1 auf dem Campus des Uni-Klinikums: Nach einem kurzen Pfeifton öffnen sich gleichzeitig zwölf Türen. Aus jeder tritt ein Medizinstudent des 2. Studienjahres. Genau fünf Minuten hatte jeder von ihnen Zeit, unter möglichst realen Bedingungen einen Patienten zu untersuchen und sein Urteil abzugeben. Bewertet wurden deren Leistungen von approbierten Ärzten und geschulten Tutoren, die den Ablauf der Untersuchung protokollierten.
Richtige Umgangsformen
Dies ist Bestandteil der strukturierten praktischen Prüfung (Objective Structured Clinical Examination = OSCE) am Ende des Kurses "Einführung in die klinische Medizin", der unter Leitung von Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Direktor des Instituts für Anatomie, stattfindet. Als "Patienten" haben sich Kommilitonen höherer Semester zur Verfügung gestellt. Drei Mal muss jeder Prüfling an diesem Tag einen Patienten untersuchen. Dafür erhält der Student eine konkrete Aufgabe, wie zum Beispiel die korrekte Untersuchung des Herzens oder des Bauches durchzuführen.
Der erste Schritt besteht allerdings grundsätzlich darin, sich dem Patienten namentlich vorzustellen und ihm dann zu erklären, welche Untersuchungen stattfinden werden. Erst dann beginnt das Abtasten, Abhören und Abklopfen einzelner Organe. Auch dabei soll der Patient aktiv einbezogen werden. Die Aufregung ist fast jedem der angehenden Ärzte anzumerken. Doch es ist schon beeindruckend, wie viele diesen Ablauf bereits meistern.
Gut vorbereitet auf diese Situation wurden sie durch einen sogenannten "Bikinikurs", bei dem Basisfertigkeiten der Untersuchung von Herz und Lunge sowie des Bauchs zunächst gegenseitig und anschließend durch die Untersuchung von Patienten in den Kliniken geübt werden. Die organisatorischen Fäden für diesen Prüfungsmarathon hatte Dr. Kirsten Reschke, Oberärztin der Uniklink für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, in der Hand. Sie hatte im Vorfeld mit Unterstützung des Studiendekanats sowohl den inhaltlichen als auch zeitlichen Ablauf der Prüfung akribisch geplant. Insgesamt wurden die Leistungen von fast 200 Studierenden des 3. Semesters bewertet.
"Wir beginnen so frühzeitig wie möglich mit der praxisnahen Ausbildung unserer Studenten, um unseren späteren Kollegen ein gutes Rüstzeug für ihren beruflichen Einsatz mitzugeben", erklärt Prof. Dr. Bernt-Peter Robra, Studiendekan der Medizinischen Fakultät. Daher soll der Kontakt zu Patienten, wenn auch wie in diesem Fall nur bei sogenannten Simulationspatienten, bereits während des ersten Studienabschnitts, in dem vor allem die theoretischen Grundlagenfächer wie Anatomie, Biologie, Chemie, Physik und Physiologie gelehrt werden, trainiert werden. Die Untersuchungen im Rahmen der Prüfung im Fach "Einführung in die Klinische Medizin" zeigten an diesem Tag bei allen einheitlich das Ergebnis "Normaler Befund".