Viel Unterstützung erfahren
Dorothea-Erxleben-Gastprofessorin Esther Rosenthal
Wie wichtig Netzwerke sind, weiß Esther Rosenthal. Sie hat derzeit die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur inne. Erfahren hat sie von dieser Professur, die jungen Forscherinnen aus allen Fachgebieten, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, zur fachlichen und persönlichen Profilierung offen steht, auf einem Treffen von ProFiL, ein Netzwerk für habilitierte Wissenschaftlerinnen, Habilitandinnen, Juniorprofessorinnen, Leiterinnen von Nachwuchsgruppen und Postdoktorandinnen. Dort traf sie die Mathematikerin Evelyn Buckwar, die vor zwei Jahren als Gastprofessorin in Magdeburg forschte und lehrte. "Netzwerke sind eine gute Sache. So habe ich nicht nur von der Erxleben-Gastprofessur hier in Magdeburg erfahren, sondern auch von einem Habilitationsabschlussstipendium des Senats der Stadt Berlin, das ich nach erfolgreicher Bewerbung 2005 erhielt. In solchen Netzwerken spricht sich viel herum", bekräftigt die junge Chemikerin.
Dr. Rosenthal arbeitet derzeit im Institut für Chemie am Lehrstuhl für Anorganische Chemie. In ihren Forschungen hier in Magdeburg knüpft sie nahtlos an ihre Arbeit an der TU Berlin an, von der sie für ein Jahr von der Bundes- in die Landeshauptstadt wechselte. Hauptsächlich ist es Grundlagenforschung zu Katalyse und Vanadium - von Bedeutung in den Materialwissenschaften -, mit der sich Esther Rosenthal beschäftigt. "Hier habe ich gleich einen Laborarbeitsplatz erhalten und finanzielle Mittel für Computer, Verbrauchsmittel, eine studentische Hilfskraft sowie Tagungs- und Kongressbesuche. Das hat mich sehr positiv überrascht", berichtet Dr. Rosenthal. "Überhaupt habe ich sehr viel Unterstützung erfahren: In der Gästeetage hier auf dem Campus kann ich wohnen, von den Kollegen bin ich gut aufgenommen worden, im Personaldezernat erhielt ich wichtige Tipps und Ratschläge für die Formalitäten."
Im Grundstudium der Ingenieurwissenschaften hält sie Vorlesungen. Hat sie angepasst an das, was für angehende Ingenieure wichtig ist, beispielsweise technische Verfahren in der Chemie. Dabei kann sie auf Erfahrungen zurückgreifen, die sie am Institut für Chemie an der TU Berlin sammelte. Dort war sie als wissenschaftliche Assistentin und später Lehrbeauftragte in der Ausbildung von Chemikern, aber auch von Studenten anderer Fachrichtungen tätig.
An der TU habilitierte sich Esther Rosenthal 2007, hatte 1997 dort auch schon promoviert und von 1988 bis 1994 Chemie studiert. Ein Forschungsaufenthalt führte sie nach dem Studium für ein Jahr an die University of Colorado at Boulder, USA. An der Humboldt-Universität zu Berlin war Dr. Rosenthal 2005/2006 für ein Jahr Vertretungsprofessorin.
Für das Sommersemester ist ein gemeinsames Projekt der Lehrstühle Anorganische Chemie (Prof. Dr. Frank Edelmann) und Physikalische Chemie (Prof. Dr. Helmut Weiß) angedacht. Entwickelt werden soll ein Modellsystem für heterogene Katalysen. "Das wäre wirklich schön, wenn dieses Vorhaben auf den Weg gebracht würde, es möglicherweise zu einer Publikation führen könnte. Wenn so etwas Neues während einer Gastprofessur angeschoben werden kann, dann war doch die Arbeit erfolgreich und hat viel für meine weitere Entwicklung gebracht", meint Esther Rosenthal.
Dorothea Erxleben
Im Brockhaus ist zu lesen: "Erxleben, Dorothea Christina, Ärztin, * Quedlinburg 13. 11. 1715, † ebd. 13. 6. 1762; erwarb als erste Frau in Deutschland den medizinischen Doktorgrad (in Halle 1754)."
Für die begabte Tochter des Quedlinburger Arztes Leporin stand bereits als Kind fest, Ärztin zu werden und kranken Menschen zu helfen. Doch Mitte des 18.Jahrhunderts standen die Universitätstüren für Frauen nicht gerade weit offen. Sie richtete eine Bittschrift an ihren Monarchen, FriedrichII. von Preußen. Die junge Frau erhielt die Erlaubnis, ein Studium an der Universität Halle aufzunehmen. Kriegsereignisse und die Heirat mit dem Diakon Johann Erxleben jedoch verhinderten den Studienbeginn. Neben Haushaltsführung und Kinderbetreuung übte sie an der Seite ihres Vaters den Arztberuf aus. Als dieser starb, wurde sie wegen Kurpfuscherei von der Quedlinburger Ärzteschaft angezeigt. Erneut wandte sie sich an ihren König. Er genehmigte ihr, an der Universität Halle eine Dissertationsschrift einreichen zu dürfen. Ohne jemals wirklich Medizin studiert zu haben, erwarb Dorothea Erxleben als erste deutsche Frau 1754 an der Universität Halle die medizinische Doktorwürde.
Dieser couragierten Frau zu Ehren richtete unsere Universität die Dorothea-Erxleben-Gastprofessur für Wissenschaftlerinnen aller Fachrichtungen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, ein.