Dumm gelaufen
Aktuelles Programm der "Zwickmühle" in neuer Besetzung
Alles andere als Dumm gelaufen gilt für das neue Programm der "Magdeburger Zwickmühle". Der aus Magdeburg stammende Kabarettist und Musiker Klaus Schäfer, zuletzt beim Berliner Kabarett "Die Stachelschweine", verstärk das "Zwickmühle"-Erfolgsduo Hans-Günter Pölitz und Marion Bach und sorgt für frischen Wind und viel Musik. Und das von Beginn an. Mit Harmonium (Hans-Günter Pölitz), Tuba (Marion Bach) und Mandoline (Klaus Schäfer) verkündet die neu formierte "Zwickmühle"-Crew Dem Michel geht's nicht gut … und ihr Entrée zum neuen Programm Dumm gelaufen klingt wie von "de Randfichten". Der so besungene Michel, aus dem mit wechselndem Refrain der "Ossi" und der "Wessi" wird, bemüht sich (vergebens) im Laufrad ums Davonkommen - Dauerblickfang als Skulptur auf dem Podium und Metapher für alles, was unter der Rubrik "Dumm gelaufen" in Politik und Wirtschaft, auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesundheitsreform, bei der Bundeswehr, vor allem aber in Wort und Tat bei den "Leistungsträgern" unseres Landes von Kanzlerin Angela Merkel bis SPD-Vorsitzenden Kurt Beck in jüngster Zeit auf der (politischen) Strecke geblieben ist.
Und so ist das Programm mit Klaus Schäfer als Kabarettist und musikalisches Multitalent im Bunde mit Hans-Günter Pölitz und Marion Bach von außerordentlicher politischer Aktualität, die wohl angesichts der Politikerkapriolen bei den weiteren Aufführungen zu immer neuen satirischen Anmerkungen und Veränderungen im Programm herausfordern wird.
Neue Beziehung funktioniert
Mit launigen Bemerkungen zu seiner Biografie (Mitglied der legendären Magdeburger Rockgruppe "Scheselong", Songschreiber und Kabarettist) von Pölitz und Bach eingeführt, trumpft Klaus Schäfer mit sympathischer Schnoddrigkeit und schauspielerischem Talent, vor allem aber mit seiner Musikalität auf und die "Dreier-Conference" mit einem Perforce-"Ritt" durch die Niederungen deutscher Innen- und Außenpolitik wird gleich zu Beginn des Programms zu einem brillanten Pointenfeuerwerk.
Der erste Eindruck, dass die "neue" Kabarettcrew in jeder Beziehung gut funktioniert, wird im Lauf des Programms bestätigt. Dafür, dass bei soviel Kreativität das Programm als Ganzes wie aus einem "Guss" ist, sorgte Regina Pölitz. Sie bündelte das brillante politische Entertainment mit hinreißend provokanten Wortklaubereien (und einigen Kalauern) von Hans-Günter Pölitz, das Temperament und die sängerisch-schauspielerischen Fähigkeiten von Marion Bach sowie die schauspielerische Wandlungsfähigkeit, den Charme und die Musikalität von Klaus Schäfer zu immer neuen szenischen Arrangements in wechselnden Besetzungen, die zuweilen Überraschendes bieten und Bekanntes neu erleben lassen.
Viel Musik
Es wird in diesem Programm viel und gut gesungen. Man spielt Klavier, Mundharmonika, jazzt und swingt ein bisschen und zum Finale mit dem brillanten Song Ist einfach dumm gelaufen, querbeet durch die Politik, spielen sie wieder Tuba, Harmonium und Mandoline. Von Spielszene zu Spielszene, in denen das Trio seine große Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt, führt immer wieder die satirische Conference, zuweilen auch als kabarettistischer Schlagabtausch, bei dem es auf der Bühne keine Verlierer gibt und das sich prächtig amüsierende Publikum der große Gewinner ist.
Frisch, spritzig, pointiert
Natürlich haben Marion Bach, Hans-Günter Pölitz und Klaus Schäfer ihre großen Soloauftritte. Der "Lagebericht zur Nation" unter dem Motto "Dumm gelaufen" von Hans-Günter Pölitz ist bestes Polit-Kabarett. Klaus Schäfer brilliert als Dr. Sensemann in einer "Telefonischen Notarztpraxis" und therapiert eine nervige "Patientin" (aus dem Off mit keifender Stimme Marion Bach) äußerst kostengünstig. Mit dem Lied Der Mensch ist gut! spielt (singt) Marion Bach (von Klaus Schäfer unterstützt) ihre musikalischen Trümpfe aus. Das neue Programm - frisch, spritzig, pointiert und mit "Zwickmühle"-satirischer Schärfe ist alles andere als Dumm gelaufen. Da war sich das Publikum einig!