Lebendiges und dynamisches Forschungsfeld
Transformationsgesellschaften in Europäisierungs- und Globalisierungsprozessen
Der universitäre Forschungsschwerpunkt "Transformationsgesellschaften in Europäisierungs- und Globalisierungsprozessen" veranstaltete Mitte April 2008 einen Workshop, an dem über zwanzig Wissenschaftler teilnahmen. Er diente vor allem zwei Zielen: Zum einen wurden Ergebnisse vor kurzem abgeschlossener bzw. laufender Forschungsprojekte der Transformations- sowie Mittel- und Osteuropaforschung an der Universität präsentiert und diskutiert. Zum anderen wurden neue Projektideen vorgestellt und die Arbeit des Forschungsschwerpunktes in den Jahren 2008/2009 beraten.
Vier Themenbereiche
Wie die Berichte verdeutlichten, konzentrieren sich die Forschungen zu Transformationsgesellschaften und Osteuropa gegenwärtig auf vier Themenbereiche:
Ein erster Schwerpunkt besteht in der interkulturell, international und intertemporal vergleichenden Transformationsforschung und ihre konzeptuellen bzw. theoretisch-methodologischen Grundlagen. Dabei wird nicht nur nach den Vergleichen historischer Transformationen und Modernisierungen gefragt und die postsozialistische Fallgruppe komparativ analysiert (Eckhard Dittrich, Heiko Schrader, Reinhard Golz, Thomas Großbölting, Raj Kollmorgen u.a.). Von steigendem Interesse ist auch, welche Folgen die gegenwärtigen Europäisierungs- und Globalisierungsprozesse für die postsozialistischen Transformationsgesellschaften besitzen und vice versa (Raj Kollmorgen). Es zeichnet sich insofern eine zunehmende Überlappung von Transformations- und Europäisierungsforschung ab.
Der zweite Schwerpunkt gruppiert sich um Probleme von Staatlichkeit, Gewalt und (Trans-)Formierung politischer Akteure und Institutionen. Als wichtige Untersuchungsregion hat sich neben den mittelosteuropäischen Gesellschaften, einschließlich Ostdeutschlands (Torsten Hans, Raj Kollmorgen), und dem Balkan (Klaus Schlichte) der postsowjetische Raum zwischen Moldawien/Transnistrien und dem Kaukasus (Daria Isachenko, Elrid Wollkopf) etabliert.
Sozioökonomische und sozialstrukturelle Transformationsprozesse zwischen ökonomischem System, Unternehmerformierung und gesellschaftlichen sowie kulturellen Kontextbedingungen stellt ein drittes Untersuchungsfeld dar, wobei hier Mittelost-, Nordost-, Südost- und Osteuropa die Untersuchungsregionen bilden. Neue Projektideen zielen auf Umwälzungen im Bereich der Lebensführung und des Habitus sozialer Gruppen (Eckhard Dittrich, Heiko Schrader, Denis Gruber, Raj Kollmorgen).
Engagierter Nachwuchs
Der vierte inhaltliche Schwerpunkt beinhaltet sozio- und politisch-kulturelle Transformationsprozesse, einschließlich bildungswissenschaftlicher Dimensionen. Laufende und geplante Projekte beschäftigen sich mit Menschrechtsentwicklungen in Osteuropa (Georg Lohmann, Karl-Peter Fritzsche), Literaturproduktionen (Gudrun Goes), Sprachenentwicklung (Renate Belentschikow) sowie Kontexte und Bedeutungen pädagogischer Konzepte in Russland (Reinhard Golz). Schließlich werden in Reflexion der Transformationsprozesse auch Fragen interkultureller Didaktiken analysiert (Magdalena Telus).
Die Abschlussdiskussion konnte nicht nur festhalten, dass die Transformationsforschung an der Universität ein höchst lebendiges und dynamisches Forschungsfeld darstellt, in dem sich zunehmend Nachwuchswissenschaftler engagieren (wie Daria Isachenko, Denis Gruber oder Torsten Hans). Hervorgehoben wurde auch die Verbindung zur Europa- und Globalisierungsforschung, die sich mehr und mehr als konstitutives Moment der empirischen wie theoretisch-methodologischen Weiterentwicklung der Postkommunismus-, Transformations- und Osteuropaforschung erweist.
Die konkreten Arbeitsplanungen des Schwerpunktes für die Jahre 2008/2009 wurden begonnen, wobei eine Reihe von Vorträgen, Veranstaltungen und Publikationen diskutiert wurde. Sie werden auf der kommenden Arbeitssitzung fortgesetzt und im Internet veröffentlicht (www.isoz.uni-magdeburg.de/forschung_allgemeines.html).