Auf dem Weg zum Mars
Raumfahrtexperte Jesco Freiherr von Puttkamer hielt Otto-von-Guericke-Vorlesung
"In einem Land ohne Visionen hat die Jugend keine Perspektiven, mit einer Jugend ohne Perspektiven hat ein Land keine Zukunft." Dies war das Resümé von Prof. Dr. Jesco Freiherr von Puttkamer zum Abschluss seines Vortrages in der Reihe der Otto-von-Guericke-Vorlesungen Ende Mai 2008.
Visionen
Selbst ist der Raumfahrtingenieur und Planungsmanager im NASA-Hauptquartier ein Mensch voller Visionen. "Die Weltraumfahrt ist so wunderbar idealistisch: Sie öffnet Türen, lässt uns Grenzen überschreiten und erweitert dadurch unser Bewusstsein, was zu Forschritt führt. ... In den Weltraumlaboren werden Techniken entwickelt, die auf der Erde genauso gebraucht werden", sagte er in einem Interview.
Der deutsche Raketenpionier Wernher von Braun holte von Puttkamer 1962 zur NASA: "Komm nach Huntsville, wir fliegen zum Mond!" Der frischgebackene Ingenieur mit Spezialisierung Flugzeug- und Antriebstechnik von Puttkamer packte seine Koffer und wanderte in die USA aus, um am Apollo-Programm mitzuarbeiten.
Neue Aufgaben
Er baute mit an der größten Rakete der Welt, der SATURN V, plante die Space-Shuttle-Missionen, kümmerte sich um die Inneneinrichtung der internationalen Raumstation ISS und fiebert jetzt der ersten bemannten Mission zum Mars entgegen. Seine Begeisterung übertrug der seit 46 Jahren bei der amerikanischen Weltraumbehörde NASA tätige von Puttkamer auch auf die über 500 Zuhörer der Guericke-Vorlesung "Zurück zum Mond und weiter zum Mars". 2004 gab Präsident George W. Bush der NASA einen neuen Auftrag "Vision of Space Exploration" - so auch der Untertitel des Vortrags. "Alle freuten sich ungeheuer", erinnerte sich Professor von Puttkamer. "Endlich wieder mehr als nur Shuttle-Flüge zur Raumstation!" Das große Ziel nun: Die Entwicklung und der Einsatz eines "Crew Exploration Vehicles" zum Aufbau einer Station und der entsprechenden Infrastruktur für eine Forschergruppe auf dem Mond. An dieser Mission, so der Wunsch des NASA-Managers, sollten sich alle Nationen beteiligen können, sie sollte nicht wie die erste Mondlandung 1969 zu einem "race in space" werden. Enge internationale Kooperationen gibt es bereits beim Ausbau der ISS: Ein japanisches Forschungsmodul ging mit der Discovery im Mai auf die Reise ins All, im April brachte eine europäische Trägerrakete die Transporteinheit ATV 1 Jules Verne zur ISS, wo sie problemlos andockte. Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Raumfahrt sei ein Netzwerk entstanden, das Vorbild sein könne zur Lösung aktueller Probleme auf der Erde, meinte Professor von Puttkamer und zählte auf: Klimaschutz, Artenschutz, Ernährung der Weltbevölkerung.
Die Visionen in der Raumfahrt, riet der Raumfahrtexperte den jungen Leuten unter den Zuhörern, sollten sie zu eigenen Visionen anregen, zu Engagement, Durchhaltevermögen und Leistungswillen. Derzeit suche die ESA, die Europäische Weltraumorganisation, Astronauten. "Schauen Sie genau auf die Auswahlkriterien, bereiten Sie sich in Ihrem Studium, in Ihrer Freizeit zielgerichtet darauf vor, dann können Sie in der nächsten Runde schon mit dabei sein", spornte er die Studenten an. Und vielleicht fliegen sie ja dann eines Tages sogar mit zum Mars. Der 75-jährige Raumfahrtpionier arbeitet mit Feuereifer an dieser Mission - der Reise von Menschen zum Mars.