Gehen, weil es vernünftig ist
Magdeburger Universitätschor verabschiedete seinen Leiter Günther Hoff
Stabat mater von Anton Dvorák hatte KMD Günther Hoff für sein Abschiedskonzert ausgewählt. Ein Werk, von dem er sagt, dass es eines der bedeutsamsten oratorischen Werke sei, das je geschrieben wurde. Mitte Juni 2008 stand er ein letztes Mal im ausverkauften Dom vor dem Magdeburger Universitätschor und ehemaligen Sängern des Domchores, der Magdeburger Philharmonie und Solisten. 160 Sänger gestalteten diesen bewegenden Abschied. Nach einem großartigen und umjubelten Konzert legte Günther Hoff den Taktstock nieder und beendete damit seine aktive Chorleitertätigkeit nach 58 Jahren am Pult. Es falle ihm nicht leicht, das Singen mit dem Universitätschor, seinem "letzten" Chor aufzugeben, so der Chorleiter, dazu sei er viel zu sehr mit ihm verwachsen. Aber er höre auf, weil es vernünftig sei, nicht weil es nicht mehr gehe. Jüngere seien jetzt gefordert.
So recht will man es nicht glauben, dass Günther Hoff 80 Jahr alt ist, seine Vitalität reißt die Sänger mit, begeistert das Publikum, zieht jene in den Bann, die mit ihm zu tun haben. Er kann auf ein sehr erfolgreiches Berufsleben zurückblicken, hat sich immer überdurchschnittlich engagiert für die Musik. 1950 gründete er die Gernröder Kantorei, 19 Jahre später übernahm er die Stelle als Domorganist und Leiter des Domchores in Magdeburg. Als er 65 wurde schied er aus dem kirchlichen Dienst am Dom aus und suchte sich eine neue Passion - er übernahm 1993 den von Prof. Dr. Wolfram Neumann gegründeten Magdeburger Universitätschor, leitete ihn 15 Jahre und formte ihn zu einem hervorragenden leistungsfähigen Ensemble, das akademischen Feierlichkeiten musikalischen Glanz verleiht und aus dem Musikleben der Landeshauptstadt nicht mehr wegzudenken ist. Einen Namen machte sich das akademische Oratorienensemble jedoch nicht nur in der Elbestadt. Erfolgreiche Konzertreisen führten den Chor durch ganz Deutschland, nach Israel, Italien und Österreich. Hinzu kam vor sechs Jahren die Leitung des Akademischen Orchesters. Lehraufträge für Dirigieren und Chorsingen hatte Günther Hoff am Institut für Musik inne. Und auch nach seinem Rückzug aus dem aktiven Chorleiterleben wird die Musik noch einen großen Teil seines Lebens bestimmen. Den Magdeburger Bläserchor betreut er auch weiterhin, mit seiner Frau möchte er Konzerte besuchen, vielleicht komponiert er wieder.
Vor dem großen Abschiedskonzert im Dom gab es Ende Mai 2008 bereits eine Festveranstaltung, die der Universitätschor und der Förderverein des Magdeburger Universitätschores e.V. organisiert hatten. Bewegende Worte fand Prof. Dr. Wolfram Neumann und als Vorsitzender des Fördervereins überreichte er Günther Hoff den Johann-Heinrich-Rolle-Preis, der ihn als erster Preisträger gerührt entgegennahm. Der Förderverein hatte ihn gestiftet und wird ihn künftig alle drei Jahre an besonders verdienstvolle Musiker vergeben.
Vom Rektor der Otto-von-Guericke-Universität wurde der engagierte Chorleiter für seine langjährige erfolgreiche Arbeit mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet.
Ein Trompetenquartett des Georg-Philipp-Telemann-Konservatoriums, das Orthopädische Quartett, die Sopranistin Stefani Fels aus Magdeburg, Stefan Nusser aus Mettlach an der Orgel und die Sänger des Universitätschores erfreuten Günther Hoff während der festlichen Veranstaltung in der Katholischen Universitätskirche mit der Musik, die sein Leben bestimmt hat.