Hightech begleitet Sportler in Training und Wettkampf
World Congress of Performance Analysis of Sport in Magdeburg
"Die Olympischen Spiele 2008 haben gezeigt, dass nur noch Tausendstel Sekunden den Sieger vom zweiten Platz trennen. Da spielen die maßgeschneiderte Trainingstechnik, deren messtechnische Erfassung oder auch das Material der Schwimmanzüge eine immer größere Rolle, um die Leistung zu optimieren. Aber auch im Breitensport oder im Fitnessbereich wird mehr und mehr Leistungsdiagnostik eingesetzt, um auf die jeweiligen körperlichen und sportlichen Voraussetzungen zugeschnitten trainieren zu können", so Prof. Jürgen Edelmann-Nusser, Leiter des Instituts für Sportwissenschaft, das Anfang September 2008 Gastgeber des "World Congress of Performance Analysis of Sport" war. Um sich über neueste Forschungsergebnisse und Hightech-Entwicklungen auf dem Gebiet der Leistungsanalyse (Performance Analysis) auszutauschen, trafen sich rund 250 Sportwissenschaftler und Trainer aus 40 Ländern in Magdeburg.
Interdisziplinär
Die sportwissenschaftliche Leistungsdiagnostik ist inzwischen ein interdisziplinärer Prozess verschiedener Wissenschaften. Dabei arbeiten Sportwissenschaftler, Ingenieure, Mathematiker, Informatiker und Mediziner eng mit Trainern und Sportlern zusammen. "In der Performance Analysis geht es weiterhin darum, die Interaktion und das taktische Verhalten von Spielern in Sportspielen zu analysieren", erläutert Prof. Dr. Anita Hökelmann vom Institut für Sportwissenschaft. "Moderne Computersoftware ermöglicht sowohl die Spielanalyse der gesamten Mannschaft als auch einzelner Spieler. Und, was genauso wichtig ist - die Analyse des Gegners." So hat der Trainer zeitnah zum laufenden Spiel einen komplexen Überblick über das Spielgeschehen und kann zeitnah eingreifen. Für das Training sind Rückschlüsse auf die Effektivität von Trainingsmaßnahmen möglich. "Zunehmend spielt die Leistungsanalyse auch im Rehabilitations- und Seniorensport eine wichtige Rolle, um die körperliche Fitness zur erhalten oder wieder herzustellen und dabei unter anderem Verletzungsrisiken zu minimieren", führt Prof. Hökelmann weiter aus.
In einer den Kongress begleitenden Firmenpräsentation machten 16 Aussteller im Foyer des Gebäudes 22 mit den neuesten computergestützten Methoden zur Leistungsdiagnostik bekannt. "Dies ist in sofern von Bedeutung, als dass nur durch modernste Mess- und Analysemethoden eine stetige Leistungsverbesserung der Athleten bei Vermeidung körperlicher Schädigungen möglich ist", hebt Dr. Kerstin Witte vom Institut für Sportwissenschaft hervor.
Schwerpunkte der Hauptvorträge, Arbeitskreise und der Postersessions waren Sportspielanalysen, Analysen von sportlichen Techniken, aktuellen Tendenzen bei Hightech-Sportgeräten, aber auch gesundheitsrelevante Themen im Leistungs-, Breiten- und Seniorensport. Da sprachen beispielsweise gleich zur Eröffnung so renommierte Sportwissenschaftler wie Peter Brüggemann über biomechanische Perspektiven der Leistungsanalyse im Leistungssport oder Peter O'Donoghue über neue Theorien zur interaktiven Leistungsanalyse. Aus der Magdeburger Forschung berichteten u.a. Prof. Jürgen Edelmann-Nusser über Modellierung der Leistung mit neuronalen Netzen, Prof. Anita Hökelmann über neue Perspektiven der Leistungsanalyse im Sport oder Dr. Kerstin Witte über biomechanische Analyse im Karate. "Neben den theoretischen Grundlagen gab es aber auch ganz anwendungsbezogene Beiträge beispielsweise über die Unterschiede im Fußballspiel von Männern und Frauen, über Einflussfaktoren auf Spielzüge im Handball oder Spielanalysen im Basketball, über die taktische Analyse des Profi-Squashspielers Peter Nicol, der 60 Wochen die Weltrangliste anführte, oder über die noch sehr unbekannte Sportart Kanupolo", erinnert sich Peggy Bürger, Studentin des Studiengangs Sport und Technik an unserer Universität.
Anja Minar und Peggy Bürger habe mit vielen anderen ihrer Kommilitonen aktiv den Kongress mit vorbereitet und bei der Durchführung geholfen. "Das war für uns eine wirklich gute Erfahrung", so Peggy Bürger, für die sich eine Einladung zur Sommerschule nach Italien ergab. Für ihr Poster zur Aerodynamik im Rennrodeln in der Posterpräsentation während des Kongresses erhielt sie einen Preis ebenso wie ihre Kommilitonin Rebecca Schulz, die den Zusammenhang der Entwicklung von Feinmotorik und Sprache bei Kindern im Vorschulalter darstellte. "Wir hatten die Möglichkeit, über die Ergebnisse unserer Arbeit mit den Wissenschaftlern aus aller Welt zu diskutieren", erzählt Peggy Bürger begeistert, "und wir wurden als junge Wissenschaftler ernst genommen, unsere Forschungen anerkannt. Das ist doch eine schöne Motivation."