Deutsch-chinesischer Weltraumflug
Magdeburger Professor für Weltraumbiotechnologie untersucht Immunsystem
Erstmals werden deutsche Wissenschaftler biologische und medizinische Experimente auf der nächsten chinesischen Shenzhou-8-Mission durchführen. Shenzhou-8 soll im Jahr 2010/2011 mit der Trägerrakete "Langer Marsch" vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan ins All starten und wird auch ein Experiment des Magdeburger Professors für Weltraumbiotechnologie Prof. Oliver Ullrich an Bord haben.
Verstärkt Infektionen
Das Vorhaben wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem "China Manned Space Engineering Office (CMSEO)" koordiniert. Mit an Bord sein werden auch Experimente Deutscher Wissenschaftler mit Augentierchen, Pflanzen, Muskel- und Schilddrüsenzellen.
Seit den ersten Apollo- und Sojus-Raumfahrtmissionen ist bekannt, dass das menschliche Immunsystem offenbar Probleme mit der Schwerelosigkeit hat. Astronauten leiden bei längeren Aufenthalten im All verstärkt unter Infektionen. Auf den ersten Space-Shuttle-Missionen in den 80er Jahren wurde entdeckt, dass wahrscheinlich die Zellen des Immunsystems selber die Ursache sind. Ein großer Teil von ihnen verweigert in der Schwerelosigkeit ihren Dienst. Der Immunologe und Weltraummediziner Oliver Ullrich leitet seit vielen Jahren verschiedene Forschungsprojekte, um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Dazu wurden neben bodengestützten Versuchen Experimente in der Schwerelosigkeit bei bislang vier Parabelflugkampagnen durchgeführt. Weitere Versuche für die Internationale Raumstation ISS stehen bevor.
Die Experimente an Bord von Shenzhou-8 bauen auf den am Boden und bei Parabelflügen gewonnenen Erkenntnissen auf, die nun im All überprüft werden sollen. Wenn die Wissenschaftler damit erfolgreich sind, könnte das ein großer Schritt zur Lösung des Immunproblems im Weltraum sein.
Prof. Oliver Ullrich leitete im Oktober 2008 das Deutsch-Chinesische Symposium in der Weltraumbiologie in Peking, bei dem nach Möglichkeiten weiterer wissenschaftlicher Zusammenarbeit in der Weltraumforschung zwischen beiden Ländern gesucht wurde.
Hinter die Grenzen
"China und Deutschland sind ohne jeden Zweifel kulturell und politisch sehr verschiedene Länder", sagt Prof. Ullrich, "aber der kulturelle Unterschied wird sehr klein, wenn man sich erinnert, dass wir alle Menschen sind - und als Menschen versuchen wir, hinter die Grenzen zu schauen, zu verstehen, was hinter dem Horizont liegt. Der nächste Schritt ist der Weltraum. Hier stehen wir ganz am Anfang und gleichzeitig vor einer so großen Herausforderung, die keine Nation allein bewältigen kann. Der Weltraum wird die große Prüfung sein, an der sich zeigen wird, ob die Menschheit in der Lage ist zusammenzuarbeiten oder nicht."