Ein Stück Abenteuer
Erfahrungen an der ConNTU in Donezk
Mit einem Stipendium des DAAD hatte ich von Ende vergangenen bis Anfang dieses Jahres die Möglichkeit zu einem Studienaufenthalt an der Nationalen Technischen Universität Donezk (DonNTU). Um mich endgültig am 26. September 2007 auf den Weg in die Ukraine machen zu können, benötigte ich neben dem Visum noch eine Auslandskrankenversicherung. Außerdem sollte man nicht vergessen ein Urlaubssemester im Prüfungsamt zu beantragen, um nicht später mit der Anzahl der Fachsemester Probleme zu haben.
Schwierigkeiten gab es mit dem Visum, da die von der DonNTU ausgestellte Einladung nicht vollständig gültig für ein Visum "Typ O" war. So fuhr ich erst einmal ohne Visum, was für drei Monate möglich ist. Nach einem kleinen Behördenmarathon und einigen Zusatzkosten erhielt ich dann kurz vor Ablauf der Touristen-Aufenthaltsgenehmigung ein ordentliches Visum. Mein wichtigster Ansprechpartner war Dr. Daur Sergeevich Zukhba. Er ist für alle Austauschstudenten aus Magdeburg an der Fakultät für Management und Innovationen, Lehrstuhl für Fremdsprachen für den Beruf, da.
Das universitäre Bildungssystem der Ukraine unterscheidet sich wesentlich vom deutschen. Studenten haben nicht die Möglichkeit, sich ihre eigenen Lehrveranstaltungen auszusuchen, sondern besuchen Vorlesungen und Seminare, die bereits fest vorgeschrieben sind. Ein weiterer Unterschied besteht in der Breite der Ausbildung, so werden ukrainische Studenten neben rein wirtschaftlichen Fächern auch in Bereichen wie Politologie, Religion, Ethik, Sport, Zivilschutz und in den Sprachen Englisch, Deutsch, Ukrainisch und Französisch unterrichtet. Die Anrechnung von in der Ukraine erworbenen Studienleistungen ist nicht möglich.
Meine Haupttätigkeit an der DonNTU bestand in der Unterstützung des Deutschunterrichts von zwei Deutschlehrerinnen. Außerdem wurde ich gebeten, Vorträge zum Thema Bewerbungen und zu deutschen Städten zu halten. Nach vier Monaten Studium, entschied ich mich, meinen Aufenthalt noch um zwei Monate zu verlängern und erst zum Beginn des Sommersemesters wieder nach Deutschland zurückzukehren.
Für Studenten aus Magdeburg wird gewöhnlich ein Platz im gut eingerichteten Wohnheim Nr. 8 reserviert, in dem vorwiegend internationale Studenten wohnen. Allerdings muss man im Wohnheim mit einigen Einschränkungen, wie z.B. den Öffnungszeiten (4-23Uhr) und den Einschränkungen für Besucher rechnen. Der Preis für ein Wohnheimplatz liegt bei 75 Euro. Ein großes Plus für das Wohnheim ist seine Lage direkt im Zentrum der Stadt.
Die Lebenshaltungskosten sind etwas geringer als in Magdeburg, vor allem der öffentliche Nahverkehr, inkl. Taxifahrten, Restaurant- und Theaterbesuche können als preisgünstig bezeichnet werden. Lebensmittel kosten vergleichbar viel wie in Magdeburg.
Wer sich zum Wintersemester nach Donezk aufmacht, kann mit recht kaltem Wetter, bis zu minus 20 Grad, rechnen und sollte dementsprechende Kleidung einplanen.
Nachdem die letzte Lehrveranstaltung am Tag endet (IV. Lehrveranstaltung endet um 14.35Uhr, selten bis zur V. bis 16.20Uhr), hat man recht viel Freizeit, die ich hauptsächlich gemeinsam mit dem Basketballteam der Universität beim Training verbracht habe. Ansonsten kann man relativ günstig ins Kino, ins Theater oder auf verschiedene Konzerte gehen. Die Stadt Donezk bietet auch einige tolle Cafés, Clubs und Restaurants. Für den Besuch in einer der vielen Schwimmhallen benötigt man ein Gesundheitszeugnis (sog. Sprawka), welches man im studentischen Krankenhaus bekommt.
An den Wochenenden empfiehlt es sich für den reiselustigen Studenten, unbedingt einen Ausflug ins ca. drei Stunden entfernte Swjatogorsk zu machen, um etwas frische Luft sowie die einmalige Aussicht vom Artjom-Denkmal zu genießen.
Ein Aufenthalt in Donezk erfordert viel Geduld, wartet im Gegenzug aber mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen auf. Die Menschen sind zum Großteil sehr herzlich, hilfsbereit und offenherzig, so dass man leicht in Kontakt kommen und neue Freunde finden kann. Für all jene, die ein Abenteuer suchen und auf "westlichen Komfort" wie durchgehend heißes Wasser, funktionierende Kanalisation nach Regenfällen oder Tauwetter und Sitzplätze in Bussen oder Straßenbahnen verzichten können, ist Donezk der geeignete Ort für einen Studienaufenthalt.