Uni baut Netzwerk mit Gymnasien auf

28.01.2009 -  

Wissenschaftler als Uni-Coaches beim Übergang von der Schule zur Uni

Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist dabei, ein dichtes Netzwerk zwischen der Uni und Gymnasien in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und weiteren Bundesländern aufzubauen. Fast 100 Professorinnen und Professoren unserer Uni haben sich bereit erklärt, als so genannte "Betreuungsprofessoren" einem Gymnasium als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen - ein bisher einzigartiges Angebot in Sachsen-Anhalt. Als eine Art Uni-Coach sind sie an der Schnittstelle zwischen Schule und Hochschule und unterstützen zielgerichtet Projekte für Schüler an der Uni, veranstalten Beratungsabende für Eltern und Lehrer oder informieren über aktuelle Entwicklungen auf dem Hochschulmarkt. Zusammen mit dem Team des Dezernats für Studienangelegenheiten werden sie künftig Schüler, Lehrer und Eltern bereits vor dem Abitur regelmäßig und aus erster Hand über Studienmöglichkeiten und -voraussetzungen informieren und sie beraten. Uni-Report sprach mit Prof. Dr. Helmut Weiß, dem Prorektor für Planung und Haushalt, der das Projekt im Rektorat initiiert hat und es jetzt gemeinsam mit dem Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Jens Strackeljan, weiterführt.

Fast 100 Professorinnen und Professoren unserer Universität werden als Betreuungsprofessoren ein dichtes Netzwerk mit Gymnasien, auch außerhalb des Landes Sachsen-Anhalt, aufbauen. Ein bisher einmaliges Angebot. Was war der Grund dafür? Was erhoffen Sie sich von dem Angebot?

Ein Ziel der ,Betreuungsprofessuren, ist es, frühzeitig den Kontakt zwischen unserer Uni und den Gymnasien herzustellen. Mit unseren Möglichkeiten können wir Schülern zeigen, dass sich ein Studium lohnt, und ihnen helfen, ihre persönlichen Neigungen zu entdecken.
Zunächst wollten wir hier insbesondere den Schulen effiziente Hilfe anbieten, damit sie sich bei Anfragen nicht mehr durchtelefonieren müssen, sondern in Form der Betreuungsprofessur jemanden haben, der dann die Anfragen entweder sofort selbst beantwortet oder kompetent weiterleitet - also quasi ,one face to the customer'.
Hinzu kommt natürlich auch der demographische Wandel. Derzeit stammen die meisten Studienanfängerinnen und Studienanfänger an unserer Uni noch aus Sachsen-Anhalt. Sollten sich diese Anfängerzahlen, wie prognostiziert, in den nächsten Jahren in etwa halbieren und der Verlust nicht in gleicher Höhe aus anderen Bundesländern kompensiert werden können, könnte innerhalb von wenigen Jahren die Zahl unserer Studierenden deutlich unter die der personalbezogenen Studienplätze fallen; damit wäre die Auslastungsfrage mit Konsequenzen bis hin zum weiteren Personalabbau zu stellen. Hier liegt also eine weitere Aufgabe - Motivation für ein Studium, nach Möglichkeit an der OVGU, durch die Betreuungsprofessuren! Wir versuchen natürlich auch durch weitere Maßnahmen im Rahmen des Hochschulpakts 2020 dem entgegenzuwirken, wie zum Beispiel in einer länderübergreifenden Kampagne, aber hier und vor Ort können wir direkt etwas tun.

War es schwierig, die Professoren für dieses Projekt zu begeistern?

Nein, überhaupt nicht. Circa 40 Prozent der angefragten Kollegen haben innerhalb kurzer Zeit zugesagt, und viele derjenigen, die derzeit nicht involviert sind, haben aus verständlichen Gründen absagen müssen. Natürlich gibt es auch eine nicht unbeträchtliche Zahl, die sich nicht rückgemeldet hat - da werden wir noch einmal nachfragen …

Wie war denn die Resonanz der Gymnasien auf dieses Angebot?

Sehr positiv! Auf einem Schulleitertreffen bei uns Anfang Dezember des letzten Jahres, zu dem Herr Strackeljan eingeladen hatte, gab es mehrere Fragen wie ,Und warum wir nicht?'. Wir haben die Zuordnung bislang so gemacht, dass unsere Professorinnen und Professoren eine Präferenz für eine oder mehrere Schulen abgeben sollten; viele haben mehrere angegeben, andere haben die Wahl offen und uns die Zuordnung überlassen. Schulen, für die sich fünf oder mehr Betreuungsprofessoren gemeldet haben, wurden von uns auch direkt angeschrieben; gerade in solchen Fällen gibt es ja vielfach auch schon Kontakte, von denen wir im Rektorat vielleicht nichts wussten und die wir nicht unterbrechen wollten.
Da wir in dieser ,ersten Runde' zunächst Betreuungsprofessuren angeboten haben, wo dies aufgrund der geäußerten Wünsche unkompliziert möglich war, haben wir bislang ca. 90 Gymnasien in Sachsen-Anhalt und angrenzenden Bundesländern dieses Angebot unterbreitet. Die Professorinnen und Professoren ohne unbedingte Präferenz, die uns die Wahl überlassen haben, oder die in der ersten Runde aus anderen Gründen nicht berücksichtigt wurden, kontaktieren wir demnächst direkt.

Was werden die ersten konkreten Schritte sein, die die Betreuungsprofessoren jetzt gemeinsam mit den Gymnasien gehen werden?

Der erste Schritt wird jetzt die gegenseitige Kontaktaufnahme sein. Unsere Vorstellung ist, allen Betreuungsprofessuren demnächst eine Präsentation zur Uni in die Hand zu geben, zum Beispiel in Powerpoint auf einem USB-Stick - dies soll in den nächsten Wochen passieren. In Absprache mit den Lehrern, Eltern und Schülern werden dann konkrete Schritte in die Wege geleitet, um das Netzwerk dicht und zu beiderseitigem Nutzen zu knüpfen. So sind wir dicht an unserer Zielgruppe dran und können punktgenau mit unseren Angeboten landen. Insgesamt wollen wir den Betreuungsprofessoren viel Raum zur Ausgestaltung in Absprache mit ihrem jeweils zugeordneten Gymnasium lassen.

Bisher sind fast 100 Professoren an diesem langfristigen Projekt beteiligt, ist geplant, auch Studierende in das Angebot einzubeziehen?

Auf jeden Fall! Unser erster Gedanke war, dass die Professorinnen und Professoren mit gutem Beispiel vorangehen. Dann gibt es natürlich viele wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns genauso gut vertreten können, und die wir in der zweiten Phase einbinden werden. Aber von Anfang an - und last but not least - war natürlich an unsere Studierenden gedacht! Wenn die bei den Vor-Ort-Präsentationen mit dabei sind oder vielleicht selber eine ,Patenschaft' für ein Gymnasium übernehmen, können sie das Studium und Leben an der Uni sicher viel authentischer rüberbringen, als alle anderen! Auch hier werden wir demnächst um Mitarbeit werben. Natürlich werden wir aber allen ,Botschaftern der Universität' alle notwendigen Hintergrundinformationen mitgeben.

Danke für das Gespräch.

Letzte Änderung: 28.01.2009 - Ansprechpartner: Webmaster