Aus Freude am geselligen Musizieren
15 Jahre Akademisches Orchester an der Uni
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum philosophierte Friedrich Nietzsche, wissend um die große integrative Tradition der Musik als ästhetische Kunstform und akademische Wissenschaftsdisziplin. Als scientia (Wissenschaft) ist die musica Bestandteil der Septem Artes liberales und zieht gemeinsam mit den Naturwissenschaften Arithmetik, Geometrie und Astronomie in die universitäre Ausbildung ein. Als ars (Kunst) gehört die Musik zu den schönen Dingen des Lebens und Freizeitvergnügungen im akademischen Alltag der Studiosi, aber auch der Magistri, Doctores und Professores. An buchstäblich jeder Alma Mater bildeten sich Musizierkreise: Das Collegium musicum war geboren. In Mitteldeutschland konnten sich insbesondere Jena, Halle und Leipzig sogar mit zwei gleichzeitigen studentischen Orchestern (eins unter der Leitung von J. S. Bach) einen Namen machen.
Aus allen Fakultäten
An der Magdeburger Universität erfolgte die Gründung eines Akademischen Orchesters im Sommersemester 1994. Dabei waren es in diesen Jahren der Neufindung nicht allein die Studierenden der hinzugekommenen Magdeburger Außenstelle der Hochschule für Musik Leipzig und der Musiklehrerausbildung der ehemaligen Pädagogischen Hochschule Magdeburg, sondern vor allem musikbegeisterte Jugendliche der unterschiedlichsten Fakultäten und Fachrichtungen, die sich zum gemeinschaftlichen Musizieren trafen.
Die Initiative des Magdeburger Komponisten Peter Petkow gemeinsam mit der Leiterin des Musikinstituts Dr. Sigrid Hansen und dem Musikwissenschaftler Dr. Rüdiger Pfeiffer stieß auf Musikbegeisterung sowohl bei den Musikanten als auch beim damaligen Rektor Prof. Dr. Jürgen Dassow. Anfänglich fanden die Proben noch in der Aula der Fachschule für Kindergärtnerinnen statt, bis sich mit dem Einzug des Musikinstituts in das Gebäude 51 im Kaiser-Otto-Ring 6 eine - vorerst - dauerhafte Bleibe fand: Jeden Montagabend im Semester.
Rektor ist Schirmherr
Freude am geselligen Musizieren und künstlerisch-interpretatorischen Erarbeiten von Musikwerken des Barock, der Klassik und Romantik und ebenso der gemäßigten Moderne standen und stehen auch weiterhin im Mittelpunkt. Dazu gehört u.a. das Engagement für Magdeburger Komponisten wie Dr. Stojan Stojantschew, Klaus-Dieter Kopf, Peter Petkow, Dieter Nathow, Günter Bust, Alexander Trinko, Thomas König und jüngst eine Uraufführung von Jens Klimek (Lehramtsstudent am Musikinstitut), aber auch Werkinterpretationen auswärtiger Komponisten wie Klaus Obermayer (München) zum Tonkünstlerfest Sachsen-Anhalt.
Bald kamen Anfragen für öffentliche Konzerte und die musikalische Gestaltung von Veranstaltungen, akademischen Festakten wie Rektoreinführungen und feierlichen Immatrikulationen, Ehrenpromotionen und Konferenzeröffnungen, bei denen Orchesterwerke unterschiedlicher Besetzungen und Solisten-Konzerte musiziert werden. Kammermusikalisch wirkten der erste Konzertmeister Friedrich Nieper mit dem Akademischen Streichquartett und Judith Drexler mit dem Bläserquintett.
Im Jahr 2000 übernahm der Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann, die Schirmherrschaft über das Akademische Orchester, das unter seinen Dirigenten und künstlerischen Leitern Peter Petkow, OStR Günter Bust, KMD Günther Hoff und Dr. Rüdiger Pfeiffer in den vergangenen 15 Jahren ein reges studentisches Musizieren gestaltete und mit zahlreichen Auswärtskonzerten wiederholt als kultureller Botschafter den Namen der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in repräsentativer Weise klangvoll weitertrug.
Nach der konzertanten Verabschiedung seines langjährigen Dirigenten Günther Hoff in den Ruhestand ließ das Akademische Orchester bereits im vergangenen Wintersemester unter der Leitung von Rüdiger Pfeiffer neben zahlreichen Konzerten mit zwei vielbeachteten Projekten aufhorchen: Zum einen Junge Musikanten spielen alte Musik in der Konzerthalle im Kloster Unser Lieben Frauen und zum anderen Weihnachtlicher Hörsaal in Zusammenarbeit mit Dr. Erhard Beulecke vom Kulturverein Hohe Börde und den Sprachwissenschaftlern Dr. Ursula Föllner und Dr. Saskia Luther von der Forschungsstelle Niederdeutsch beim Institut für Germanistik, bei dem das Publikum u.a. Weihnachtslieder auf Plattdeutsch sang.
Im 15. Jahr seines Bestehens möchte das Akademische Orchester zu den diesjährigen Studententagen mit den letztverbleibenden Studierenden des Musikinstituts, das im kommenden Jahr geschlossen werden soll, ein besonderes Opern- und Operettenkonzert auf dem Campusplatz vor der Uni-Bibliothek veranstalten.