IT in der Krebstherapie
ECSON-Projekt schafft internationales Netzwerk
IT-Fachleute und Krebstherapeuten trafen sich Mitte März 2009 in Magdeburg zum Abschlusstreffen des ECSON-Projekts. ECSON steht für "Engineering and Computational Science for Oncology Network" und wurde seit Oktober 2007 vom britischen EPSRC (Engineering and Physical Sciences Research Council) gefördert. Ziel dieses internationalen Netzwerks war es, medizinische, biologische und technische Experten auf dem Gebiet der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen zusammenzubringen. Dabei konnte das Projekt vielfältige Kontakte zwischen Partnern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Polen herstellen bzw. intensivieren, um die Arbeiten der einzelnen Partner kennenzulernen und künftig konkrete Projekte auf dem Gebiet der Strahlentherapie gemeinsam zu bearbeiten.
Von der Universität Magdeburg waren u.a. Dr. Gerald Krell und Professor Bernd Michaelis vom Lehrstuhl für Technische Informatik sowie Professor Günther Gademann von der Klinik für Strahlentherapie in ECSON vertreten. Die 15 internationalen Spezialisten stellten in Magdeburg die Weichen, wie die Zusammenarbeit in einem künftigen europäischen Projekt ausgerichtet wird.
Ein Schwerpunkt ist die Verbesserung der Genauigkeit bei der Strahlentherapie von Krebserkrankungen. Während der Tumor mit einer definierten Strahlendosis möglichst genau getroffen und zerstört werden soll, soll gesundes Gewebe der Organe verschont bleiben, auch wenn sich die Lage der Zielregion aufgrund natürlicher Patientenbewegung, wie Atmung und Herzschlag, bewegt. Moderne Verfahren zur Behandlungsplanung setzen vielfältige bildgebende Verfahren wie CT und MRT ein. Diese stehen jedoch während des eigentlichen Bestrahlungsvorgangs nicht oder nur statisch zur Verfügung. An der Magdeburger Klinik für Strahlentherapie (Prof. Gademann) wurde Ende vergangenen Jahres ein neues Bestrahlungsgerät, ein Linearbeschleuniger, in Betrieb genommen, der moderne abbildende Verfahren auch am Bestrahlungsgerät zur Verfügung stellt (Conebeam CT, Markertracking).
Mit am Lehrstuhl für Technische Informatik (Prof. Michaelis) eigens entwickelten optischen Messsensoren kann zusätzlich die Oberfläche des Patienten dynamisch (also einschließlich Bewegungen) erfasst werden. Hierfür sind Marker nicht zwingend erforderlich wie bei kommerziell verfügbaren Systemen, was die Patientenlagerung vereinfacht. Damit steht eine zusätzliche Information zur Verfügung, um die Bestrahlung bei zu starken Abweichungen von der Solllage gegebenenfalls zu unterbrechen oder im Nachhinein die tatsächlich angekommene Dosisverteilung abzuschätzen, ohne eine zusätzliche Strahlendosis zu verursachen. Eine weitere Ausrichtung der Untersuchungen zielt darauf ab, die Eigenschaften der körperinneren Organe zu modellieren, um bei Kenntnis der Körperoberfläche auf deren Lage schließen zu können.
"Die künftige Arbeit der internationalen Forscher richtet sich also darauf aus, vorhandene bildgebende Verfahren weiterzuentwickeln und in einen Kontext zu stellen, um sie im Sinne einer Datenfusion gewinnbringend auszuwerten", fasst Dr. Gerald Krell zusammen.