Im Zeichen der Lehre der Lebensvorgänge

29.06.2009 -  

Gymnasiasten zum Praktikum am Institut für Physiologie

"Wir möchten bei den Schülern das Interesse und das Verständnis für die physiologischen Funktionen des menschlichen Körpers fördern", erläutert Prof. Dr. Volkmar Leßmann, Direktor des Instituts für Physiologie der Medizinischen Fakultät das Anliegen des zweitägigen Schülerpraktikums, das er und seine Mitarbeiter anbieten. Premiere hatte es bei fünfzehn Gymnasiasten der 11. Klasse aus der Europaschule Gommern Anfang März 2009. Sie probierten sich über mehrere Stunden an zahlreichen Experimenten, die sowohl die Sinnesorgane Ohren und Augen, als auch die vegetative Physiologie unter die Lupe nahmen.

Aufstehversuch

Unter der Anleitung von Institutsdirektor Prof. Dr. Volkmar Leßmann sowie Dr. Wolfgang Nocke und zahlreichen Helfern führten die Schüler verschiedenste Experimente des 3. Studiensemesters durch. Erleben konnten sie eine ganze Menge: Ein Thema der vegetativen Physiologie betraf die Regulation der Herz-Tätigkeit am Beispiel des "Aufstehversuchs". Es sollte untersucht werden, wie sich Blutdruck, Unterschenkelvolumen und die Herzfrequenz beim Übergang vom Liegen zum Stehen verändert - das war die sogenannte Orthosthasereaktion. Dabei wurden Messungen durchgeführt, in denen sich herausstellte, dass die Herzfrequenz anstieg, der Blutdruck zunahm und - sozusagen als direkte Rückmeldung über die nicht immer optimale Reaktion des Körpers - der Probandin leicht schwindelig wurde. Zeitgleich war eine andere Gruppe am Elektrokardiogramm (kurz EKG) beschäftigt, welches die elektrische Aktivität des Herzens aufzeichnet. Zudem gab es weitere Stationen der vegetativen Physiologie zu erkunden: Die Kalorimetrie als eine Methode zur Messung der Wärmemenge, die pro Zeiteinheit von einem Körper gebildet wird. Dann war da noch die dringlichste Aufgabe der Lungenatmung und des Kreislaufs - der Atemgastransport - zu untersuchen und die Pulsoxymetrie, eine Methode bei der mittels eines Fingersensors unblutig gemessen werden kann, wie viel Prozent des roten Blutfarbstoffs im arteriellen Blut mit Sauerstoff beladen sind. Und auch die Kapnometrie, eine Methode zur Messung des CO2-Partialdrucks in der ausgeatmeten Luft, wurde ausprobiert und erläutert.
In den Räumen der Sinnesphysiologie wagten sich die 17- bis 18-Jährigen an den Weber'schen Drei-Schalen-Versuch. Dieser zeigte, wie der Temperatursinn der Haut relative Änderungen der Temperatur sehr gut, absolute Temperatur-Einschätzungen aber nur schlecht bestimmen kann.

Temperaturen fühlen

Die Hände wurden unterschiedlich in kaltes und warmes Wasser gehalten - was wird bei einer mittleren Temperatur gefühlt? Danach konnten der Stimmgabeltest, die Visusbestimmung und etliche Farbsehtests durchgeführt werden, um festzustellen, wie gut die Schüler hören und sehen oder ob eventuell eine Farbsehschwäche vorliegt.
Durch diese Experimente wurde die Begeisterung für die physiologischen Funktionen des menschlichen Körpers geweckt und das Verständnis dafür gefördert. Die Schüler erlebten einen Tag ganz im Zeichen "der Lehre der Lebensvorgänge" - griechisch für Physiologie. "Ziel der Otto-von-Guericke-Universität ist es, Schüler für ein Medizin- bzw. biowissenschaftliches Studium - Neurobiologie/Neurowissenschaften - in Magdeburg zu motivieren. Das ist uns mit dieser ersten Veranstaltung hoffentlich schon gut gelungen und weitere werden im Juni folgen", resümiert Prof. Leßmann.

Letzte Änderung: 29.06.2009 - Ansprechpartner: Webmaster