Bei Schlaganfall zählt jede Minute

22.07.2009 -  

Interdisziplinäres Telemedizinprojekt TASC startet in die zweite Runde

Um Schlaganfälle künftig über große Distanzen hinweg telemedizinisch zu diagnostizieren und die Behandlung zu unterstützen, arbeiten Wissenschaftler der Universität seit Juni 2009 fachübergreifend an tragfähigen Geschäftsmodellen und hochmoderner Telemedizintechnik im Projekt TASC - Telemedical Acute Stroke Care. Erste Effekte der Forschungsaktivitäten werden schon bald in Sachsen-Anhalt spürbar sein. Insgesamt fünf Kliniken des Landes werden telemedizinisch an das Universitätsklinikum Magdeburg angebunden und die Versorgung von Schlaganfallpatienten somit schon bald vor allem in ländlichen Gebieten deutlich verbessert werden.
Das Vorhaben wird gemeinsam vom Lehrstuhl Medizinische Telematik und Medizintechnik (Prof. Dr. Georg Rose), der Klinik für Neurologie (Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze und PD Dr. Michael Görtler) und dem Institut für Neuroradiologie (Prof. Dr. Martin Skalej) unter der Leitung von Prof. Dr. Matthias Raith vom Interaktionszentrum Entrepreneurship realisiert. Gefördert wird die TASC-Force über die nächsten zwei Jahre mit 1,47 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in dem neuen Programm Forschung für den Markt im Team, kurz ForMaT.

Screeningphase

2008 wurden für die nun beginnenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in einer sechsmonatigen Screeningphase die Grundsteine gelegt. Die Forscher fanden heraus, dass der Fokus der im Markt etablierten Netzwerke auf der Verbesserung der Versorgungsqualität liegt, aber die Wirtschaftlichkeit der Netzwerke und die Effizienz der eingesetzten Telemedizintechnik vernachlässigt wurde.
Die TASC-Mitarbeiter - zwei Neurologen, vier Ingenieure und vier Wirtschaftswissenschaftler - verfolgen deshalb die Entwicklung einer skalierbaren und kosteneffektiven Telemedizin-Infrastrukturlösung und adressieren dabei Forschungsaspekte der Technologie- und Geschäftsmodellentwicklung sowie der Gesundheitsversorgung. Erster Schritt für die Forscher wird der Aufbau eines telemedizinischen "Freifeld-Labors" sein. Bereits Ende letzten Jahres wurden die Kliniken Halberstadt und Stendal durch den Lehrstuhl von Prof. Rose mit diagnosetauglicher Videokonferenztechnik ausgestattet und darüber mit dem Universitätsklinikum Magdeburg verbunden. Über 30 Patienten konnten seitdem schon telemedizinisch versorgt werden. Nun werden drei weitere Kliniken an dieses Netzwerk angeschlossen, um den Forschern eine realistische Testumgebung für ihre Entwicklungen zu schaffen.
Weltweit steht der Schlaganfall auf Platz zwei der Rangliste der Todesursachen und ist Hauptursache für Behinderungen der Patienten in den westlichen Industrieländern. Allein in Deutschland gibt es ca. 160000 Neuerkrankungen jährlich. Eine effektive Akuttherapie darf nur in einem sehr engen Zeitfenster von drei Stunden nach Krankheitsbeginn und nur bei einer bestimmten Art des Schlaganfalls angewandt werden.

Schmales Zeitfenster

In diesen drei Stunden muss der Schlaganfall als solcher erkannt werden, die Rettung und der Transport zur richtigen Klinik erfolgen, eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen sowie Anamnesen gestellt und Untersuchungsbefunde erhoben werden. Dieser Zeitrahmen lässt keinen Platz für Verzögerungen oder Fehlentscheidungen. In Regionen ohne Schlaganfallspezialisten in Sachsen-Anhalt ist die Einhaltung des Drei-Stunden-Zeitfensters derzeit fast unmöglich. Durch den Einsatz der Telemedizin kann diese Situation effektiv verbessert werden.

Letzte Änderung: 22.07.2009 - Ansprechpartner: Webmaster