Schmerzliche Kürzungspläne
Der Doppelhaushalt und die Hochschulen
Seit Monaten wird über die Sparpläne, die der Entwurf des Finanzministers Jens Bullerjahn im Doppelhaushalt 2010/2011 für die Hochschulen Sachsen-Anhalts vorsieht, diskutiert. Über Konsequenzen für die Otto-von-Guericke-Universität und Maßnahmen des Rektorats sprach Uni-Report mit dem Rektor, Prof. Dr. Klaus Erich Pollmann.
Wo stehen denn die Hochschulen gegenwärtig in dem Auf und Ab um Finanzkürzungen und Personalabbau im Land?
Genau kann man das zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Wir werden aber für unsere Forderungen so lange eintreten, bis der Doppelhaushalt 2010/2011 im Landtag beschlossen worden ist.
Dennoch zeichnen sich die Konturen dessen, womit wir zu rechnen haben jetzt schon einigermaßen deutlich ab. Was die Auswirkungen auf den Personalbestand betrifft, werden wir aller Voraussicht nach mindestens 60 von unseren rund 1150 Stellen nicht finanzieren können. Wahrscheinlich sogar etwas mehr. Das zwingt uns zu sehr ernsten Überlegungen und schmerzlichen Maßnahmen.
Wie wird das Rektorat vorgehen?
Wir werden ein Konzept ausarbeiten, das die Leistungsfähigkeit der Universität in möglichst geringem Umfang beeinträchtigt. Das heißt, wir werden nicht jede frei werdende Stelle blockieren und einkassieren. Das würde die Universität an der Stelle treffen, die für ihre Leistungsfähigkeit und Zukunft besonders wichtig ist - dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Es wird uns aber nichts anderes übrig bleiben, als die Nachbesetzung von Stellen gründlich zu prüfen.
Dazu kommen weitere Ansätze der Einsparung von Mitteln. Wir sollten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ermutigen, über die Inanspruchnahme von Teilzeitbeschäftigung, wie es der neue Tarifvertrag ermöglicht, nachzudenken und dies mit den Institutsleitungen beziehungsweise mit dem Personaldezernat zu erörtern. Natürlich ist hier der Verzicht auf Arbeitszeit abzuwägen gegen die finanzielle Einsparung, aber generell sollten wir von diesem Instrument Gebrauch machen. Im Übrigen verschafft dieser Tarifvertrag den dafür optierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch Kündigungsschutz.
Weiterhin sollten wir über eine befristete Stellensperre nachdenken, die wir auch früher schon einmal hatten, über den Ersatz der Lehrstuhlvertretungen durch Lehraufträge wo immer das möglich ist, über die Besetzung von Mitarbeiterstellen durch Doktoranden und gegebenenfalls über eine freiwillige Erhöhung des Lehrdeputats. Wir werden das in allernächster Zeit im Rektorat beraten und den Fakultäten bei der Ausgestaltung der Einsparmaßnahmen ein Mitwirkungsrecht einräumen, so dass diese selber Prioritäten setzen können.
Für die beiden nächsten Haushaltsjahre stehen uns in gewissem Umfang Mittel aus unserer strategischen Reserve zur Verfügung, die wir zur Schließung der Lücken im Budget einsetzen müssen.
In den zurückliegenden Monaten wurde eine groß angelegte Marketingkampagne betrieben, um Abiturienten aus dem Westen für ein Studium an einer Osthochschule zu interessieren. Wie passt das zusammen - einerseits diese massive Werbung um neue Studierende und auf der anderen Seite diese geplanten finanziellen Einschnitte?
Das ist in der Tat unser großes Dilemma. Alle miteinander haben größte Anstrengungen unternommen, um die Voraussetzungen des Hochschulpakts zu erfüllen: Möglichst viele Studierende anzuwerben und diese dann auch gut zu betreuen. Die Auflage des Hochschulpakts, nämlich 2020 Studierende zu immatrikulieren, haben wir jetzt schon, Ende August, erreicht. Am Ende des Immatrikulationsprozesses werden es noch weit mehr, vermutlich etwa so viele wie im vergangenen Jahr, sein. Das ist sehr erfreulich, zumal gerade zahlreiche technisch-naturwissenschaftliche Studiengänge bei den Einschreibezahlen hervorragend abschneiden.
Wir müssen aber mit allem Ernst darauf hinweisen: Auf Dauer wird es bei diesen Kürzungen nicht möglich sein, einerseits den Hochschulpakt zu erfüllen und viele junge Menschen nach Magdeburg zu holen, und andererseits Forschung und Lehre auf dem notwendigen Qualitätsniveau anzubieten. Das werden wir unablässig den politisch Verantwortlichen und der Öffentlichkeit vermitteln.
Vielen Dank für das Gespräch.