Eine BRD-"Lotterei"
Ein Platz an der Tonne in der "Zwickmühle"
Eben noch als satirische Wahlkämpfer unterwegs starten Hans-Günther Pölitz, Klaus Schaefer und Marion Bach nach Art der "Zwickmühle" jetzt politisch-satirisches Kabarett unter dem Motto Ein Platz an der Tonne. Mit dieser "BRD-Lotterei" etabliert sich Magdeburgs "Vorzeige-Kabarett" einmal mehr im deutschlandweiten Olymp des politischen Kabaretts, denn auch in dieser von Regina Pölitz temporeich inszenierten und mit vielen szenischen Bonmots gespickten Pointen-Kanonade erlebt man Politsatire, die das Leben vor und nach der Wahl nicht besser "erfinden" könnte.
Pointen-"Gewähr"
Das dekorative Riesenfüllhorn variiert als Lotterielose zigfach, was Politiker vor der Wahl versprechen und nach der Wahl nicht halten: Eine bessere Wegleitung durch die bundesdeutschen "Niederungen" der Politik kann man sich nicht denken - von Macht-Los, Hoffnungs-Los, Takt-Los, Skrupel-Los und Hilf-Los bis Glanz-Los, Hemmungs-Los, Scham-Los und Gar-Nichts-Los. Dies trifft für Koalitionen und Karrieren, für Kündigungen, Mindestlohn und ALG ebenso zu, wie für alles noch verbliebene Zwischenmenschliche in Zeiten der Krisen.
Die Vorzüge des Programms, vor allem die Qualität der Texte von Hans-Günther Pölitz, Olaf Kirmes, Rainer Otto u.a., die Mischung aus brillanten Wortgefechten zwischen Pölitz, Bach und Schaefer als Politik-Conference mit Pointen-"Gewähr", die Spielszenen in wechselnden Rollen und Verkleidungen und die von den Autoren den Kabarettisten auf "ihren" Leib und für deren unverwechselbares schauspielerisches und musikalisches Können geschriebenen Soloauftritte, werden auch in diesem neuen Programm voll ausgereizt. Lachen ohne Ende und (fast) jede Szene gerät unvermittelt zu einem Generalangriff aufs Zwerchfell des Zuschauers.
Von Anfang an, wenn im Entreè man über "Diogenes in der Tonne" räsoniert und man sich die Zeiten in der attischen Demokratie zurück wünscht bis zum zornig, traurig, bitter, hoffnungsvoll und nachdenklich machenden Finale, wenn Marion Bach mit eindringlicher Stimme singt: Gebt uns Hoffnung und erspart uns die Verlogenheit ... auf ein kleines Stück Gerechtigkeit machen sich die Kabarettisten das Publikum zum Verbündeten und schon nach den ersten Minuten des Programms wird deutlich, dass die mit kabarettistischer Bravour auf dem Podium verhandelten Probleme den Nerv des Publikums treffen.
Kabarettistisch professionell
Musikalisch trumpft einmal mehr Marion Bach auf. Ihre Couplets (Ein Hartz IV-Empfänger, ein Hartz IV-Empfänger) sind einfach Klasse. Pointenscharfe Politsatire liefern in ihren Soloauftritten Klaus Schaefer als "V-Mann im Fäkalien-Einsatz" mit Erfahrungen bei der Totalüberwachung auf dem Lokus und Marion Bach als eine frustrierte, ungeliebte "Göttin Europa". Hans-Günther Pölitz "analysiert" messerscharf den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan und die "Geistlosigkeit" der Plakatwerbung aller Parteien zur Wahl. Als Egon, Benny und Yvonne von der "Olsenbande" sind die Drei bei einer fiktiven Firmengründung zum "Erwerb" staatlicher Finanzhilfe (frei nach bundesdeutscher Manier zur Bankenrettung) unschlagbar. Einer von vielen Höhepunkten im neuen Programm auch die Grantler Willi und Rudi im Seniorenheim beim Training "Alt gegen Jung" und mit der Hymne Haut drauf, haut drauf - auf die heutige Jugend, haut drauf!
Auch wenn die "Ein Platz an der Tonne"-Lotterie ein Glücksspiel ist - hier in diesem neuen Programm regiert nicht der Zufall, sondern kabarettistische Professionalität. Informationen unter www.zwickmuehle.de