An der Moskwa entlang ...
Einblick in russische Kultur, Geschichte und Lebensweise
Unter dem Motto "Begegnung Russland" reisten Ende September 2009 Studenten der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften (FGSE) für zwei Wochen nach Moskau. Ziel war es, einen Einblick in Kultur, Geschichte und Lebensweisen dieses riesigen Landes zu gewinnen.
Metro - ein Stück Kultur
Jeder Ausflug in die Innenstadt Moskaus begann mit einer Metrofahrt und schon allein das war ein Einblick in die russische Kultur. In den Metrostationen stellte sich die prunkvolle Vergangenheit (Metrostation Kiewskaja), die zum Teil fragwürdige Gegenwart (Bettler neben wohlhabenden Geschäftsmännern), aber auch die hochmoderne Zukunft Russlands dar (Metrostation Delowoi Zentr). Auffallend während der Fahrt war, dass fast jeder las, ob sitzend oder stehend, für eine oder mehrere Stationen. Im Land der großen Literaten Puschkin, Dostojewskij und Tolstoi sind Bücher aus dem täglichen Leben immer noch nicht weg zu denken. Die russische Literatur war auch Thema eines Ausflugs in das 200km entfernte Jasnaja Poljana, dem idyllischen Wohnsitz Leo Tolstois. Wir genossen dort, wie wohl auch Tolstoi, die Ruhe und entspannte Atmosphäre zwischen Birkenalleen und Obstplantagen fernab der Hektik der Weltmetropole Moskau.
Macht gestern und heute
Die russische Politik war natürlich auch Thema unserer Reise. Wir wurden über die Anfänge unter Iwan IV. ("Ivan der Schreckliche") bis zur heutigen Politik unter Dmitri Medwedew aufgeklärt. Deshalb besuchten wir den Kreml und auch den Föderationsrat, die zweite Parlamentskammer Russlands. Dort klärte man uns, nachdem wir mehrere Sicherheitskontrollen durchlaufen hatten, über die russische Gesetzgebung auf. Im Kreml besichtigten wir die Rüstkammer, wo man uns viel über den Alltag der Zaren erzählte. Die Kleider und Kronen der Zaren Iwan des Schrecklichen und Katharina der Großen beeindruckten uns dabei am meisten. Besonders interessant war es aber zu erleben, wie die russische Bevölkerung zu ihrem jetzigen Präsidenten steht. An einem freien Nachmittag waren wir gerade zufällig auf dem Roten Platz, als Dmitri Medwedew im Kaufhaus GUM einkaufte und von der vor dem Kaufhaus wartenden Menschenmenge jubelnd und kreischend wie ein Popstar empfangen wurde. Eine solche Reaktion auf ein Staatsoberhaupt wäre bei uns unvorstellbar.
Venedig des Nordens
Zum besseren Kulturverständnis fuhren wir außerdem nach Sankt Petersburg, wo wir für vier Tage unterwegs waren. Diese Stadt trägt durch ihre Lage zum Meer, die unzähligen Kanäle und Flüsse und ihre historische Innenstadt zu Recht den Beinamen "Venedig des Nordens". Man fühlte sich irgendwie entspannter als in Moskau, was an der wesentlich geringeren Bevölkerungszahl oder aber an der Ähnlichkeit zu europäischen Großstädten liegen könnte. In der Stadt Peters des Großen war das Thema Zar und Zarenfamilie unvermeidbar. Dank ihm war Sankt Petersburg über 200 Jahre Hauptstadt des Russischen Reiches.
Für ein Auslandssemester
Da die Petersburger Universität eine unserer Partneruniversitäten ist, waren wir natürlich auch dort. Wir schauten uns auf dem Gelände um, wurden von Studenten und Professoren begrüßt und diskutierten angeregt über die deutsch-russischen Verhältnisse, aber auch über die Universität. Wir kamen zu dem Entschluss, dass in den ehrwürdigen Mauern dieses wunderschönen Komplexes wohl auch zukünftig Studenten aus Magdeburg ihr Auslandssemester verbringen werden.
Zum Studentendasein gehört natürlich auch ein Nachtleben und das zu erkunden, hatten wir in Sankt Petersburg erstmals die Gelegenheit. In der Fünf-Millionen-Stadt ist es wesentlich einfacher erschwingliche Bars und Clubs zu finden, als in Moskau. Die Leute auf der Straße waren offen und so freundlich, uns ein paar Tipps zu geben und daher fanden wir dann auch einige Orte, wo wir gemeinsam mit Russen und Leuten aus anderen Ländern feiern, tanzen und uns unterhalten konnten.
Aber auch mit dem Ausflug nach Sankt Petersburg war unsere Reise noch nicht zu Ende. Es folgten noch weitere Exkursionen. Wir waren in Tula im dortigen Kreml und im Samowarmuseum. In Zwenigorod, einer der ältesten Städte Russlands, wurde uns ein Einblick in die Russisch-Orthodoxe Religion gegeben, und wir besuchten zahlreiche Kirchen und Klöster.
Kaum in Worte zu fassen
An dieser Stelle wollen wir Dr. Tatjana Samostyan dafür danken, dass sie in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Studentengemeinde diese Exkursion organisiert hat und unser Vermittler zwischen der russischen und der deutschen Kultur war. Unser Dank gilt aber auch der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, dem Studierendenrat und dessen Kulturreferat sowie dem Fachschaftsrat der FGSE ohne deren finanzielle Unterstützung all diese neuen Eindrücke und Erfahrungen nicht möglich gewesen wären. Wir haben heute einen anderen Blick auf Russland, das durch seine Größe so weit entfernt und unerreichbar schien. Das Gefühl zum Beispiel, auf dem Roten Platz zu stehen, auf dem schon so viel Geschichte passiert ist, kann man kaum in Worte fassen.