Mikrosystemtechnik und Gefäßprothesen
Forschungspreise des Landes an zwei Wissenschaftler der Universität
Zwei Forschungspreise des Landes Sachsen-Anhalt gingen in diesem Jahr an Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU). Der Preis für angewandte Forschung wurde an Dr. Sören Hirsch vom Institut für Mikro- und Sensorsysteme verliehen. Dr. Gabor Janiga, Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik, wurde mit dem Forschungspreis für Grundlagenforschung geehrt, den mit ihm ebenfalls Dr. des. Katharina Schramm von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Ethnologie und Philosophie, erhielt.
Dr. Sören Hirsch wurde für seine beispielhafte Forschung im Bereich der Mikrosystemtechnik ausgezeichnet. Dabei beschreitet er als Forschungsgruppenleiter des InnoProfile-Projekts TEPROSA neue Wege in der Miniaturisierungstechnik. TEPROSA steht für Technologieplattform für die Produktminiaturisierung in Sachsen-Anhalt und ist sowohl Dienstleister als auch Kooperationspartner. Die Dienstleistungs- und Forschungsschwerpunkte liegen insbesondere im Einsatz von neuen Verfahren der Aufbau- und Verbindungstechnik in der Mikrosystemtechnik, dem Einsatz von Spritzgießtechnologien zur Erstellung räumlich spritzgegossener Schaltungsträger und keramischer Funktionselemente, dem Technologietransfer durch verstärkte Kooperationen zwischen Universität und Unternehmen sowie in der Schaffung nachhaltiger Nutzungsstrukturen.
Im Gehäuse
Durch seine Forschung ist es möglich, technische Funktionen auf neuartige Weise in das Gehäuse zu integrieren. Dadurch können Geräte noch kleiner gebaut werden oder zusätzliche Funktionen erhalten. Anwendungsbeispiele sind die Kathetertechnik in der Medizin, mit der Ärzte mit Instrumenten von nur wenigen Millimetern Durchmesser operieren, oder die Bereiche Automotive und Biotechnologie. Um einen Wissenschafts- und Forschungstransfer in die konkrete wirtschaftliche Anwendung gewährleisten zu können, hat Dr. Hirsch zudem ein Netzwerk von regionalen und überregionalen Unternehmen aufgebaut. Innerhalb des TEPROSA-Netzwerks wird der Ansatz verfolgt, dass die Einführung neuer Technologien in Unternehmen sowie der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft nur über entsprechend ausgebildetes Personal funktionieren können. Aus diesem Grund zählen der Aufbau und die Etablierung eines Kompetenzzentrums für Mikrotechnologien zu einer der aktuellsten Fragestellungen. Dort sollen künftig in Kooperation mit der Wirtschaft kurzzyklische Weiterbildungen, duale Berufsausbildungen, duale Studiengänge sowie berufsbegleitende Bachelor- und Masterstudiengänge im Bereich der Systemintegration und Mikrotechnologien angeboten und somit dem vorhandenen Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden.
Dr. Gábor Janiga erhielt den Preis für Grundlagenforschung für seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der ingenieurwissenschaftlichen Forschung zum Thema "Optimierung von Gefäßprothesen zur Behandlung von Gehirnaneurysmen". Er berechnet das Blutströmungsverhalten in krankhaft veränderten Gefäßen, um optimale Gefäßprothesen zur lebensrettenden Behandlung von Gehirnaneurysmen zu entwickeln. Zerebrale Aneurysmen sind ballonförmige Aussackungen an geschwächten oder überlasteten arteriellen Gefäßen im Gehirn, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zum Platzen neigen.
Implantate optimieren
Dies führt zu einer Hirnblutung, an deren Folgen fast die Hälfte der betroffenen Patienten trotz Behandlung innerhalb eines Monats verstirbt. Ein Teil der Überlebenden bleibt zudem lebenslang behindert. Das Ziel der Forschung Gábor Janigas, der aus Ungarn stammt, ist es, die Änderungen des Blutstroms bei Gehirnaneurysmen zu berechnen und durch den Einsatz passgenauer Gefäß-Implantate (Stents) zu optimieren. Welche geometrische Form die Stents genau haben müssen, um optimal zu wirken und für den Patienten sicher zu sein, untersucht der Forschungspreisträger gemeinsam mit Neurochirurgen und Informatikern mittels numerischer Simulationen. Mit einem zu entwickelnden Stent(Implantat)-Editor können in die Aneurysmengeometrien unterschiedliche Stentformen eingebracht werden, um deren Einfluss auf das Strömungsverhalten des Blutes zu bestimmen. Mit Hilfe eines mathematischen Optimierungsprozesses kann dann die therapeutisch sinnvollste Stentgeometrie ermittelt werden. Die Computertomographieuntersuchung der betroffenen Patienten liefert dazu zweidimensionale Bilder von den Blutgefäßen im Gehirn. Informatiker können daraus dreidimensionale Ansichten entwickeln. Dr. Janiga strebt eine Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut in Magdeburg an, um die Strömungsparameter in den komplexen Gehirnaneurysmen dreidimensional zu visualisieren. Ihm war es als einem der ganz wenigen Forscher weltweit gelungen, für einen aus Japan organisierten Wettbewerb zur Identifizierung von "best practice"-Methoden für die Behandlungen der Gefäßausbeulungen ausgewählt zu werden.