Turbine und Staumauer
Eine Exkursion an den Ederstausee
Um neben dem universitären Alltag auch Einblicke in die Praxis zu bekommen, hatten die Studenten des Fachbereichs Maschinenbau unter der Leitung von Prof. Karl-H. Grote während einer zweitägigen Exkursion an den Ederstausee im Waldecker Land (Hessen) die Möglichkeit, Technik zum Anfassen zu erleben.
Die Exkursion begann mit einem Rundgang durch den Wasserpark. In ihm ist der Lauf der Eder mit Hilfe eines „Wasserspielplatzes“ nachgestellt und die Funktion und die Aufgaben der einzelnen Wasserkraftanlagen an einfachen Modellen, wie z.B. Archimedischer Schraube und Wasserrädern erklärt.
Später erläuterten zwei Vertreter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Hann. Münden die Bedeutung der Edertalsperre. Die 47m hohe und 400m breite Staumauer wurde zwischen 1908 und 1914 als gekrümmte Schwergewichtsmauer aus Grauwacke-Bruchsteinmauerwerk erbaut und dient dazu, bei Niedrigwasser in der Weser Wasserreserven abzugeben, um die Schiffahrt auf der Oberweser zu ermöglichen. Hochwasserschutz an der unteren Eder, der unteren Fulda und der Weser sowie die Energiegewinnung durch Wasserkraftnutzung mit Hilfe von zwei Francis-Turbinen mit je 10 MW Leistung zur Abdeckung des Strombedarfes in Spitzenzeiten sind weitere Aufgaben. Darüber hinaus haben auch die Nutzung für den Fremdenverkehr, den Wassersport und die Fischerei an Bedeutung gewonnen.
Ein kurzer Film informierte anschließend über die durchgeführten Instandhaltungsmaßnahmen. Dazu gehörte auch der technisch eindrucksvolle Einbau von 104 ca. 75m langen Zugankern, die die Staumauer gegen den Untergrund pressen und so für die nötige Standsicherheit sorgen. Außerdem wurden die Grundablässe am Fuße der Staumauer erneuert. Während eines Rundganges durch den oberen und unteren Kontrollgang der Staumauer hatten wir die Möglichkeit, das Stauwerk „von innen“ zu besichtigen.
Die anschließende Besichtigung des Wasserkraftwerkes Hemfurt I am Fuße der Staumauer ermöglichte den interessanten direkten Vergleich moderner Kraftwerksanlagen mit den Originalmaschinen, die vor Jahrzehnten installiert wurden. „Seeseitig“ konnten die Staumauer und die Überlaufschächte im Anschluß vom Schiff aus begutachtet werden.
Mit der Standseilbahn ging es auf den „Peterskopf“. Die beiden bis zu 30m tiefen Hochspeicherbecken der Pumpspeicherkraftwerke Waldeck I und II wurden besichtigt. Ein Vertreter der Preussen Elektra, dem Betreiber der Anlagen, führte uns anschließend durch die Kaverne des unterirdisch liegenden Wasserkraftwerkes Waldeck II. Dort hatten wir die Möglichkeit und das Glück, die Turbine und den Generator des gerade in der Revision befindlichen Maschinensatzes aus nächster Nähe zu betrachten.
Dörte Schulze