Eispickel und Steigeisen

Eine deutsch-französische Seilschaft auf dem Mt. Blanc

Der Mont Blanc ragt, egal aus welcher Richtung man anreist, deutlich sichtbar und einladend aus dem Savoyer Alpenmassiv hervor. Angeregt von den interessierten und begehrlichen Blicken unserer Studenten während der Winterkurse in Vallorcine-Chamorix und dem Brief eines französischen Studenten von der Ecole des Mines aus Nancy wurde nach Kontaktabsprachen die gemeinsame Tour auf den Mt. Blanc verabredet. 13 Magdeburger Studenten und Mitabeiter der Universität trafen sich im Sommer mit neun französischen Studenten von Nancy im Basislager „Vie et Montagne“.

Vorbereitungstouren

Die Vorbereitungstouren unter teilweise hohen körperlichen Anstrengungen schufen schnell eine verschworene Gemeinschaft, dienten der Gewöhnung an Seil, Eispickel und Steigeisen und sollten vor allem den Organismus auf Höhen über 3000 Meter einstellen.

Der Mt. Blanc mit seinen 4810 Metern war als „Modeberg“ der Saison 97 ins Gerede gekommen, da sich auf Grund des hohen Andranges viele Unfälle völlig unterschiedlicher Ursachen – Überforderung, schlechte Ausrüstung, Besteigen ohne Bergführer, purer Leichtsinn, aber auch Steinschlag und Lawinen – mit tödlichem Ausgang ereigneten. So war es selbstverständlich, daß sich alle Teilnehmer der Vorbereitungsprozedur unserer Bergführer unterzogen, um die vielfältigen Risiken zu minimieren.

Nach fünf Tagen wurde bei schönstem Wetter über die Aiguille du Midi (3800 m) als Ausgangslager der Berg in Angriff genommen. Die Route ging anfangs noch einmal über den Glacier du Geant auf 3600 Meter nach unten, bevor in einem sechseinhalbstündigen Aufstieg in teilweise unwegsamen, steilen Eispassagen der Gipfel erreicht wurde.

Das Glücksgefühl auf dem, im ewigen Eis liegenden Gipfelgrat kam nur kurz auf, ließ aber doch die endlosen Strapazen des Aufstiegs in dünner Luft vergessen. Ein einmaliger Ausblick auf die unter uns liegenden Gipfel – selbst Matterhorn und Monte Rosa waren am Horizont zu erkennen – entschädigten für die müden Knochen und Muskeln. Aber nur die erfahrenen Tourengeher wie „Kalle“ Hausmann und Jürgen Ziller wußten, daß die eigentlichen Probleme mit dem Abstieg noch vor uns lagen.

2500 Höhenmeter bis zur Bergstation der Zahnradbahn über den Bosson-Gletscher wurden zur Tortur. Kraftlos, ausgelaugt und müde, tief im Innern aber stolz auf die eigene Leistung und die der Seilschaft.

Was kann Studenten zweier Nationalitäten näherbringen, als solch gemeinsame Erlebnisse, als das Überstehen solch einer Herausforderung? Auf dem Empfang am Ecole des Mines in Nancy waren sich alle einig – das sollte in den kommenden Jahren gemeinsam wieder unternommen werden.

Jürgen Gläser

Letzte Änderung: 24.10.1997 - Ansprechpartner: Webmaster