Wortbildung in slavischen Sprachen
Arbeitstagung in Magdeburg
Am Institut für Fremdsprachliche Philologien hat im Oktober dieses Jahres die Zweite Arbeitstagung der Internationalen Kommission für Slavische Wortbildung stattgefunden. Sie war der Thematik „Neue Wege zur Erforschung der Wortbildung slavischer Sprachen“ gewidmet. Die Initiative für diese internationale Begegnung ging vom Fach Slavistische Linguistik des Instituts aus. Finanziell unterstützt wurde die Veranstaltung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt.
Junge Kommission
Die Kommission für Slavische Wortbildung ist – im Unterschied zu anderen Kommissionen beim Internationalen Slavistenkomitee, die auf eine längjährige Tätigkeit zurückblicken können – erst 1995 gegründet worden. Sie steht unter dem Vorsitz von Igor S. Uluchanov, Institut für Russische Sprache an der Akademie der Wissenschaften Rußlands. Deutschland stellt fünf Kommissionsmitglieder.
Während die erste Arbeitstagung der Kommission im Sommer 1996 in Wolgograd nur einen kleinen Kreis von Wissenschaftlern vereinte, waren in Magdeburg international herausragende Vertreter des Fachgebiets erstmals derart repräsentativ vertreten: Die 30 Teilnehmer kamen aus Australien, Armenien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Korea, Österreich, Polen, Rußland, Serbien, der Slovakei und Weißrußland.
Die Wortbildung hat sich seit den 60er Jahren zu einer selbständigen Disziplin innerhalb der slavistischen Linguistik entwickelt, die sowohl eigenständige theoretische Konzepte erarbeitet als auch die Wortbildungssysteme der slavischen Einzelsprachen umfassend untersucht. Nicht zuletzt erhält die Disziplin Impulse durch die aktuelle Entwicklung der slavischen Sprachen, insbesondere die in der derzeitigen Periode besonders aktive Neologisierung des Wortschatzes. Schwerpunkte der Sitzung an den drei Konferenztagen waren Wortbildungsmotivation und Wortbildungssemantik, das Verhältnis von Wortbildung und Lexik, syntagmatische Aspekte der Wortbildung, komplexe Einheiten des Wortbildungssystems, diachrone Fragen der Wortbildung, aktuelle Tendenzen der Wortbildung im slavischen Einzelsprechen am Ende des 20. Jahrhunderts und im Zusammenhang damit Fragen der Wortbildungsnorm.
Herzliche Atmosphäre
Die Arbeitstagung war durch volle Realisierung des Programms, interessante Vorträge, anregende Diskussionen und eine herzliche Atmosphäre geprägt. Die Konferenzteilnehmer lobten darüber hinaus die Programmplanung und Organisation und den Einsatz von Mitarbeitern und wissenschaftlichen Hilfskräften der Slavistik „hinter den Kulissen“. In Gesprächen zeigten sie reges Interesse für unsere junge Universität und die slavistische Forschung und Lehre am Institut.
Die Begegnung in Magdeburg hat der weiteren internationalen Zusammenarbeit auf dem Fachgebiet zahlreiche Impulse verliehen, nicht zuletzt für die konkrete Planung internationaler Projekte. Die nächste Tagung der Kommission für Slavische Wortbildung wird in zwei Jahren in Presov (Slovakei) stattfinden.
Prof. Dr. Renate Belentschikow