Aus der Sicht eines Personalrates
Der Hochschulhaushalt
Notwendigkeit neuer Organisationsstrukturen?
Zunehmend wird die Universitätsentwicklung weniger an ihren erklärten Ausbauzielen als vielmehr an den gegenwärtig und künftig verfügbaren Haushaltsmitteln orientiert. Den bedeutendsten Ausgabenfaktor stellen im Hochschulhaushalt die Personalkosten dar. Folgerichtig entsteht ein finanzieller Druck auf den Personalhaushalt der Universität. Minderausgaben, die für das Haushaltsjahr 1998 für den gesamten Hochschulbereich des Landes 7,5Millionen DM betragen, erzeugen erheblichen Druck auch auf den Universitätshaushalt. Für die Jahre 1999 und danach ist bereits eine generelle Personalkostenbudgetierung angekündigt.
Große Herausforderung
Da kaum zu erwarten ist, daß sich an der Haushaltslage des Landes in den nächsten Jahren etwas ändern wird, bedeutet dies für die Universität eine sehr große Herausforderung, die eigentlich nur über zwei Wege bewältigt werden kann. Zum einen die Entwicklung ihrer eigenständigen Profilschwerpunkte und zum zweiten durch eine zielgerichtete Organisationsentwicklung, wobei die Universität in all ihren Gliederungen als eine Organisation verstanden werden muß.
Das zu realisieren setzt die umfassende Einbeziehung aller Beschäftigten in diesen Gestaltungsprozeß voraus. Nicht der Senat allein, keine einzelne Fakultät für sich und keine Verwaltungseinheit losgelöst von den anderen Universitätsgliederungen kann hierbei ein tragfähiges Ergebnis erreichen. Auch die Auffassung „ein von außen erstelltes Gutachten wird’s schon klären“ geht an der notwendigen Aktivierung aller am Prozeß mittelbar und unmittelbar Beteiligten vorbei.
Wenn GLOBALISIERUNG, FINANZAUTONOMIE, BUDGETIERUNG keine leeren Worthülsen bleiben sollen, muß es einen tiefgreifenden Diskussionsprozeß in und mit der Universität geben. Das bedeutet aber auch, daß sich das Kultusministerium mit verläßlichen Positionen und zuverlässigen Zahlenvorgaben in diesen Prozeß einbringen muß. Das Bemühen des Personalrats um einen solchen Dialog vor allem mit der Dienststellenleitung, aber auch mit dem Vertreter des Ministeriums hat bisher leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Dr. Günter Sämann