Wie weiter mit der Kunst auf dem Uni-Platz?

Modell der Gesichterplastik Tony Craggs im Kunstmuseum

Ist es ein Trauerspiel oder eine Lachnummer, was da gegenwärtig im Stadtrat abläuft? Eigentlich sollte nur darüber befunden werden, wie das gesichtsreiche Säulenkunstwerk, das der Bildhauer Tony Cragg für den neugestalteten Universitätsplatz entwarf, zu finanzieren ist. Doch während der Debatte geriet das gesamte Projekt ins Kippen. Ergebnisoffen soll nun im Rat weiter diskutiert werden.

Vor zwei Jahren hatten sich ein Kunstbeirat, die AG Uniplatz und der Kulturausschuss für zeitgenössische Kunst als Idenitätsträger im urbanen Raum Universitätsplatz entschieden; hatten der dynamischen Skulpturengruppe des Professors an der Hochschule für Künste in Berlin den Vorzug gegeben. „Points of View" – Blickpunkte oder Standpunkte – nannte der Künstler seinen Entwurf.

„Die Skulptur, die ich beabsichtige herzustellen, besteht aus drei circa zwölf Meter hohen Säulen aus Bronze, die im Inneren von einer Edelstahlkonstruktion unterstützt werden. Jede Säule wird circa zwei Meter breit sein und ein Gewicht von ungefähr acht Tonnen haben. Die Skulptur ist eine geometrische Konstruktion, die aus horizontalen Ellipsen besteht. Die Silhouetten entlang der vier axialen Ansichten ermöglichen dem Betrachter menschliche Profile zu erkennen", beschreibt Tony Cragg seine Arbeit. Die Gesichter dienten dazu, das Material zu subjektivieren. Wenn man sich jedoch von den Linien der erkennbaren Formen fortbewege, erlebt man allmählich neue und aufregende bildhauerische Formen. Die Örtlichkeit Universitätsplatz verlange eine Skulptur, die als Zeichnung gelesen werden könne oder als Motiv aus weiter Ferne. Zugleich sollte es, starke skulpturale Eigenschaften geben, die in der Nähe erkannt werden können.

„,Points of View' gibt dem Platz eine moderne Symbolik", schreibt Uwe Jens Gellner vom Kunstmuseum. „Der Bildhauer steht mit seinem Entwurf in Beziehung zum Namen Universitätsplatz bzw. zum angrenzenden Campus der Otto-von-Gericke-Universität.

Seine Skulptur verbindet in ihren Formen wissenschaftlich-mathematische Kriterien (Ellipsen und Drehungen) mit organischen Kriterien (menschliche Physiognomie). Diese Verknüpfung spricht für interdisziplinäre Forschung und Praxis in unserer Zeit."

Im Kunstmuseum Magdeburg im Kloster Unser Lieben Frauen befindet sich das Modell der Plastik, ergänzt um weiteres Informationsmaterial und einen Film über den Bildhauer. Eine Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. Bilder sucht auch das Theater Magdeburg. Die Aktion „1000 Gesichter für Tony Cragg" lädt Zuschauer ein, sich photographieren zu lassen und ihren ganz persönlichen „Gesichtspunkt" in die Diskussion einzubringen.

Letzte Änderung: 26.05.2006 - Ansprechpartner: Webmaster