Kapital auf dem satirischen Prüfstand
Kabarett „Denkzettel" setzt Triologie fort
Mit dem Programm Kapital is muss! Oder: Wir haben uns verlassen! wollen es die „Denkzettel"-Kabarettisten Frank Hengstmann, Thomas Müller und Vera Feldmann wissen. Sie wagen etwas Einmaliges und präsentieren seit einigen Wochen mit großem Erfolg in der „Magdeburger Zwickmühle" die Fortsetzung ihrer mit dem Erfolgsprogramm (mehr als 100 ausverkaufte Vorstellungen) Feudal is muss oder King kommt! begonnenen „... is muss!"-Trilogie.
„Kapital"-Sachwalter
Hinter diesem „Code" verbirgt sich eine satirische Odyssee durch Feudalismus, Kapitalismus und (im nächsten Programm) Sozialismus. War es im vergangenen Programm ein Museumskeller als „Szenetreff", so ist es diesmal eine Vernissage. Alle Spielarten von Kapital kommen auf den satirischen Prüfstand: Kapitalismus, Humankapital, Kapitalexport, Geldkapital, Kultur und Bildung als Kapital. Und mit Angela Merkel (Vera Feldmann), Friedrich II (Thomas Müller) und Manni Fest (Frank Hengstmann), Langszeitarbeitsloser mit Kultstatus, Basecape und Bierbüchse, hat man bestens präparierte „Kapital"-Sachwalter.
Das Programm ist temporeich, die einzelnen Szenen kürzer, witzig und wieder einmal liegen die Stärken des von Frank Hengstmann und Thomas Müller getexteten Programms im Musikalischen. Nina Hagens Kultsong Du hast den Farbfilm vergessen ist Vorlage für Vera Feldmanns Abwicklungs- und Plattmache-Lied von ORWO und Agfa Wolfen.
Große Koalition mit Publikum
Vera Feldmann singt noch besser als in früheren Programmen und Thomas Müller glänzt dabei erstmalig am Piano mit mehr als nur ein paar Fingerübungen und Background mit Spitzentönen. Musikalisch gibt es wieder viele Überraschungen: von Paul Anka und den Beatles bis zu Carl Zellers Der Vogelhändler und Katja Ebsteins Wunder gibt es immer wieder.
Die „Kabarett-Triologen" gehen mit dem Publikum eine „große Koalition" ein und untersuchen die Fragen wie die deutsche Politik eigentlich ihrer Fürsorgepflicht fürs Volk gerecht wird und warum man sich auch im Privaten oft „verlassen" vorkommt von „Solidarität" im Großen und Kleinen, warum von Freund zu Freund wenig übrig geblieben ist.
Dass der „Kugelblitz-Kollege" Knut Müller-Ehrecke Regie bei diesem Programm geführt hat, ist ein Glücksfall, denn als Schauspieler hat er viele neue Ideen fürs Szenische eingebracht. Und da ist ein zünftiger „Musikantenstadel" nur eines der vielen Highlights, die nicht mehr so sehr aus dem Blickwinkel eines „Ossi-Wessi"-Konflikts, sondern „global-deutsch" satirisch kolportiert werden.
Fortsetzung folgt im März 2007, denn „Sozial is mus ...!"