Putzmittel verwischten Spuren
Himmelsscheibe von Nebra vermessen
Wissenschaftler des Institutes für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung (IFQ) haben in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern vom Landesmuseum für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in Halle mit berührungslosen Messverfahren, wie Bildverarbeitung und Laserantastung, die Himmelsscheibe von Nebra untersucht und messtechnisch erfasst.
Die auf ca. 1600 bis 1900 vor Christus datierte, annähernd runde Bronzescheibe ist vermutlich die älteste Darstellung des Himmels weltweit. Es ist bekannt, dass die Scheibe zunächst als Rohling gegossen wurde; danach folgte eine Schmiedebearbeitung. Die gesondert ausgeschmiedeten und bearbeiteten Gold-Applikationen, die in den Grundkörper eingelegt wurden, zeugen von außergewöhnlichen manuellen Fähigkeiten. Prof. Rüdiger Bähr, Professor für Gießereitechnik, verspricht sich von den Untersuchungsergebnissen weiterführende Informationen, insbesondere zur Fertigungstechnik der damaligen Zeit.
Dr. Steffen Wengler, IFQ, erfasste an einer Koordinatenmessmaschine die geometrischen Daten der Formen einzelner Elemente auf der Scheibe, wie Sterne, Sonne, Mond, Schiff und Horizontalbögen, sowie ihre Lage zueinander. Besonderes interessant waren die Höhenprofile ausgewählter Sterne und Bearbeitungsspuren. Die Untersuchungen bestätigen, dass die Himmelsscheibe mehrfach umgearbeitet wurde.
In einem zweiten Messverfahren am 3D-Oberflächenmessgerät wurde die Oberflächenbeschaffenheit der Goldauflagen analysiert. Hier waren insbesondere Veränderungen der Oberfläche beachtenswert, die aus unsachgemäßer Behandlung durch einen der Zwischenhändler resultieren. Es konnte gezeigt werden, dass die Behandlung mit Stahlwolle die historischen Arbeitsspuren an vielen Stellen bis zur Unkenntlichkeit verschliffen hat. Einige verdeckte Partien jedoch zeigen noch die feinen historischen Überarbeitungsspuren.