Viele Variablen betrachten
Schwedischer Wissenschaftler zu Gast
Die Zukunft des Standorts Europa liegt in der Produktentwicklung. Produziert wird hingegen viel billiger in Osteuropa oder Asien, ist sich Prof. Dr. Stig Ottosson sicher. Er ist Professor für Innovationstechnologie an der Universität Linköping in Schweden. Gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst arbeitet er für ein Jahr am Institut für Maschinenkonstruktion. „Seit Mitte der 90er Jahre habe ich Kontakt zur Magdeburger Universität", erzählt Professor Ottosson.
Auf internationalen Tagungen lernte er zuerst Prof. i.R. Jürgen Rugenstein vom Institut für Maschinenkonstruktion kennen und danach Prof. Dr. Sándor Vajna vom Lehrstuhl Maschinenbauinformatik des gleichen Instituts, der seit 1996 alle zwei Jahre den internationalen Workshop zum Thema Integrated Product Development ausrichtet. Auch im Oktober dieses Jahres wird wieder einer sein. Dieser Workshop führt regelmäßig internationale Forscher nach Magdeburg, unter ihnen auch Professor Ottosson. Da lag es nahe, auch mal für eine längere Zeit hier zu forschen und zu lehren.
Der Gast aus Schweden beschäftigt sich in seinen Forschungen vor allem mit den sehr komplexen und komplizierten Prozessen in der Produktentwicklung und die sie beeinflussenden Faktoren. Da spielen natürlich das Entwicklerteam sowie Soft- und Hardware eine Rolle, die Zeit und die Gestaltung der Arbeitsbedingungen sind wichtig, aber auch das persönliche Befinden der Entwickler.
Der menschliche Faktor
„Wie schnell kann ihn ein Anruf beunruhigen, dass beispielsweise das Hochwasser schon sein Haus erreicht hat. Da lässt die Konzentration nach, die Gedanken sind ganz woanders, die Kreativität ist verloren", erläutert Professor Ottosson. Solche und viele weitere variable Einflussfaktoren auf den Entwicklungsprozess verfolgen er und seine Doktoranden direkt am Ort des Geschehens, beobachten die Produktentwickler in ihrer Arbeitsumgebung bei ihrer kreativen Tätigkeit. Insider Action Research nennt sich dieses neue Forschungsfeld, in dem es darum geht, den Prozess der Produktentwicklung von innen heraus zu verstehen.
Ergebnisse seiner Forschungen in Magdeburg wurden bereits in den internationalen Fachzeitschriften Journal of Engineering Design und Technovation veröffentlicht. Professor Ottosson begutachtet zudem Beiträge, die für eine Veröffentlichung in renommierten Journalen eingereicht werden. Mit den Doktoranden am Institut diskutiert er über die Beiträge, die sie für Konferenzen und wissenschaftliche Publikationen verfasst haben. Für die Studierenden bietet er zwei Vorlesungen an, die durch E-Learning-Angebote begleitet werden. Dabei gibt es natürlich Unterschiede zu Linköping: „In Schweden müssen sich die Studenten zwei Wochen vor Kursbeginn anmelden. So habe ich genug Zeit, alles vorzubereiten. Hier weiß ich erst in der ersten Lehrveranstaltung, wer kommt und welche Vorkenntnisse er mitbringt", erzählt der Gastprofessor.
Gern hier in Magdeburg
Deutsch hat Stig Ottosson bereits in der Schule gelernt und durch die Kontakte nach Magdeburg wieder aktiviert. Doch das Wörterbuch ist sein ständiger Begleiter und im CD-Player liegt die CD mit dem Deutschkurs. „Um die Aussprache zu üben", schmunzelt der Gast aus Schweden. Er ist gern hier in Magdeburg; wohnt im Internationalen Begegnungszentrum. „Das ist einfach perfekt. Und oft besuche ich den Rotary Club Magdeburg, ich bin selbst Rotarier."