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28.01.2009 -  

Interdisziplinäres Forschungsprojekt zur Schlaganfallforschung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert an der Universität ein Projekt zur Entwicklung einer telemedizinischen Servicezentrale für Schlaganfallpatienten. TASC - Telemedical Acute Stroke Care - ist ein interdisziplänerer Forscherverbund mit dem Ziel, die Schlaganfallversorgung in Sachsen-Anhalt durch den Einsatz von Telemedizin nachhaltig zu verbessern (http://tasc.telestroke.net/). Die Arbeitsgruppe ist eine von insgesamt 13 Gruppen an ostdeutschen Hochschulen, die im Rahmen eines BMBF-Programms (ForMat) innovative Produkte für den Markt entwickeln sollen und dafür in den kommenden zwei Jahren insgesamt rund 20 Millionen Euro erhalten.

Servicezentrale

Prof. Dr. Matthias Raith, Interaktionszentrum Entrepreneurship, Prof. Dr. Georg Rose, Lehrstuhl für Medizinische Telematik, die Mediziner Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze und PD. Dr. Michael Görtler, Klinik für Neurologie, sowie Prof. Dr. Martin Skalej, Institut für Neuroradiologie, arbeiten eng zusammen, um in Sachsen-Anhalt den Zugriff auf medizinische Schlaganfallkompetenz über jede räumliche Distanz hinweg und mit Zeitgewinn zu sichern. Entstehen soll eine privatwirtschaftliche telemedizinische Servicezentrale. Durch die damit verbundene Veränderung von Infrastrukturen und Rettungsabläufen sollen die Patientenversorgung optimiert und so Folgeschäden vermieden werden, um letztendlich Kosten zu sparen. "Diese fachübergreifende, marktorientierte Forschungskooperation eröffnet eine neue Dimension des Wissenstransfers an der Universität Magdeburg", so Prof. Dr. Matthias Raith.

In einer ersten Projektphase wurden ökonomisch tragfähige Geschäfts- und Abrechnungsmodelle erarbeitet und Kostenstrukturen evaluiert. Für die zweite Phase sind nun der Aufbau und die technologische Erweiterung des Versorgungsnetzwerks vorgesehen.

Zeitfenster

Weltweit steht der Schlaganfall auf Platz zwei der Rangliste der Todesursachen und ist Hauptursache für Behinderungen in den westlichen Industrieländern. Allein in Magdeburg erleiden jedes Jahr etwa 1 000 Menschen einen Schlaganfall. Jeder zehnte der Betroffenen ist jünger als 40 Jahre. Eine effektive Akuttherapie darf nur in einem sehr engen Zeitfenster von drei Stunden nach Krankheitsbeginn und nur bei einer bestimmten Art des Schlaganfalls angewandt werden. In diesem Zeitfenster muss der Schlaganfall als solcher erkannt werden, die Rettung und der Transport zur richtigen Klinik erfolgen, eine Vielzahl von Entscheidungen getroffen sowie Anamnesen gestellt und Untersuchungsbefunde erhoben werden. Dieser Zeitrahmen lässt keinen Platz für Verzögerungen oder Fehlentscheidungen zu. In Sachsen-Anhalt ist in Regionen ohne Schlaganfallspezialisten die Einhaltung des Drei-Stunden-Zeitfensters derzeitig fast unmöglich. Durch den Einsatz der Telemedizin kann diese Situation effektiv verbessert werden.

Spezialstation

Für eine optimale Behandlung sollten Schlaganfallpatienten so schnell wie möglich auf einer Spezialstation, einer Stroke Unit, aufgenommen werden. Anfang Januar 2009 konnte die erweiterte Stroke Unit der Universitätsklinik für Neurologie in Betrieb genommen werden. Die Spezialstation für Schlaganfallpatienten verfügt über nun acht anstatt wie bislang vier Überwachungsplätze/-betten. Die Ausstattung umfasst modernste Untersuchungs- und Überwachungsgeräte sowie Pflege- und Therapiehilfsmittel. Das Mitarbeiterteam setzt sich aus spezialisierten Ärzten, Schwestern und Pflegern sowie Therapeuten zusammen. Dazu gehören Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Neuropsychologen. Die Stroke Unit am Magdeburger Uniklinikum war 1996 als erste dieser Spezialeinheiten in den neuen Bundesländern mit Unterstützung der Deutschen Schlaganfall-Hilfe eingerichtet worden. 

Letzte Änderung: 28.01.2009 - Ansprechpartner: Webmaster