Nun haben wir das Theater ...
Theater des Landeshauptstadt in neuem Haus
... und Magdeburg als Landeshauptstadt hat allen Grund auf das wiederaufgebaute Große Haus am Universitätsplatz stolz zu sein. Die 123 Millionen Mark, die verbaut wurden sind für das Theater eine große, vor allem künstlerische Hypothek, eine Verpflichtung und Herausforderung zugleich, jeden Abend allerbeste Theaterkunst zu machen. Besonders im Schauspiel wird es ein „Kräftemessen“ mit den Freien Kammerspielen, die weit über Magdeburg hinaus mit aufregenden und provozierenden Stücken und avantgardistischen Inszenierungen für viel Aufsehen sorgen. Aber davon kann das Publikum in Turnschuhen oder festlicher Abendgarderobe nur profitieren. „Wieviel darf Kultur kosten?“ wurde angesichts der Baukosten für den Wiederaufbau des durch Brandstiftung 1990 zerstörten Theaters oft gefragt. Gute Kultur, Kultur als „Lebens-Mittel“, kann nicht genug kosten, wenn sie zur Menschenbildung beiträgt.
Der Direktor des Goethe-Institutes Prof. Dr. Hilmar Hoffmann hat die Antwort auf diese Frage prononciert formuliert: „Magdeburg hat ein Exempel für die Verteidigung des Kulturstaates statuiert“. Er empfahl der Kunst und den Künstlern ein gehöriges Maß an „Unbescheidenheit“, „denn Kunst in all ihren Formen muß in einer Gesellschaft den allerersten Platz einnehmen. In den Künsten, in den Theatern, in der Literatur ist die Zukunft der Menschen begründet“.
Dreispartenhaus
Die „Meistersinger von Nürnberg“ eröffneten vor allem musikalisch glanzvoll den Premierenreigen zur Einweihung des Hauses. In Heiner Müllers „Philoktet“ konnte man atemberaubendes Schauspieler-Theater erleben. Die hochmotivierte Ballettcompagnie brachte Prokovjevs „Romeo und Julia“ auf die Bühne. Und die Technik des neuen, eher etwas nüchtern, vielleicht im Detail auch etwas schmucklos wirkenden Zweckbaus, von dem nur noch die klassizistische Fassade von ehedem blieb, zeigte sich von ihrer besten Seite.
Doch erst der Spielplan-Alltag, der allabendliche Blick in den Zuschauerraum und die (bange) Frage nach der Zahl der verkauften Karten wird zeigen, ob die Frankfurter Allgemeine Zeitung recht hatte, als sie schrieb: „Im metropolenschicken Dreispartenhaus regiert Stadttheater-Mittelmaß!“ oder ob tatsächlich die Hypothek der riesigen Kulturinvestition mit überregional beachtenswerten Inszenierungen eingelöst wird. „Wieder ‘mal ins Theater“ sollte mehr als ein Lippenbekenntnis sein. Denn „nun haben wird das Theater“ und auch am Publikum liegt es, wenn es „Theater mit dem Theater“ geben wird.
Dr. Herbert Henning