Global Engineering

26.01.1998 -  

Studenten und Forscher vor großen Aufgaben

Um konkurrenzfähige Produkte auf den Markt bringen zu können, sind zum einen beste Qualitäten und Lösungen erforderlich, zum anderen spielen die Entwicklungszeiten und -kosten eine wesentliche Rolle. Diese bekannte Charakterisierung der gegenwärtigen alltäglichen Arbeit der Konstrukteure bietet ein weites Feld an Aktivitäten für die Forschung und studentische Ausbildung in Sachsen-Anhalt. Nicht zuletzt durch die verstärkte Integration neuer Technologien unterliegt der Konstruktionsprozeß einer kontinuierlichen Weiterentwicklung, die erforscht und vermittelt werden muß.

Globalisierung

Um die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen aus Deutschland, insbesondere aber aus Sachsen-Anhalt, zu sichern bzw. neue Wirkungsfelder zu erschließen, ist es notwendig, sich den Anforderungen einer globalen Wirtschaft zu stellen. Eine Reihe von Projekten des Lehrstuhls für Konstruktionstechnik, unter Leitung von Prof. Dr. Karl-H. Grote, am Institut für Maschinenkonstruktion trägt dazu bei, die Effizienz von Produktentwicklungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Marktbedürfnisse zu erhöhen. Mit Partnern aus den USA (California State University, Long Beach bzw. McDonnell Douglas), Hongkong (The University of Hongkong) sowie China (Zhejiang University Hangzhou) und Israel (Technion – Israel Institute of Technology) werden Produktentwicklungsstrategien analysiert. Die Vorreiterrolle deutscher Forschungseinrichtungen auf den Gebieten der Systematisierung und Methodik im Konstruktionsalltag, muß durch konsequente Anwendung und Weiterentwicklung der Arbeiten u.a. auch im Ausland ausgebaut werden.

Neben national und international orientierten Forschungsarbeiten bieten sowohl die technischen Voraussetzungen am Institut als auch viele aktuelle Projekte aus der täglichen Ingenieurarbeit die Chance zur Mitarbeit durch Studenten. Die Vermittlung der Ergebnisse in praxisorientierten Studieninhalten und die Einbeziehung in interessante Forschungsarbeiten unterstützt kreative und selbständige Studienarbeiten.

Die zur Verfügung stehende Technik zur globalen Kommunikation sowie zur gemeinsamen, Ländergrenzen überschreitenden Produktentwicklung bietet die Möglichkeit, die Methoden praktisch zu erproben. So konnte für den US-Motoradhersteller Harley Davidson eine systematische Untersuchung zur optimalen Pleuelanordnung innerhalb eines neuen Dreizylinder W-Motors erfolgen. Die im Rahmen einer Studienarbeit gelöste Aufgabe erforderte den versierten Umgang mit entsprechenden CAD-Systemen zur Erzeugung räumlicher Datenmodelle (Solid Modelling), die fachliche Kommunikation mit den Entwicklungsleitern der amerikanischen Firma als auch die methodische Vorbereitung und Durchführung der Projektarbeit. Ulrike Schneider, Mitarbeiterin am Lehrstuhl Konstruktionstechnik hielt sich auf Einladung für drei Monate im Industriegebiet um Los Angeles, Kalifornien, USA, auf, um Forschungsergebnisse anzuwenden bzw. zu vertiefen, Seminare und Vorträge zu halten.

Perspektiven

Die beruflichen Perspektiven der Absolventen des Instituts sind im In- und Ausland sehr gut, wie die rege Nachfrage zeigt. Die fachliche Qualifikation und der sichere Umgang mit den gegenwärtig verfügbaren Technologien bieten die Basis für einen problemlosen Übergang in die industrielle Praxis.

Wie die Entwicklungen im Automobilbau beweisen, werden nicht nur die Fertigungsstätten an die potentiellen Märkte herangeführt, sondern zunehmend auch die Entwicklungsabteilungen. Um den Standort Deutschland im wirtschaftlichen Vergleich konkurrenzfähig zu erhalten, ist es notwendig, über Kontinente hinweg auf die Marktbedürfnisse zu reagieren und sie mit den vor Ort vorhandenen Ressourcen zu befriedigen. Das kann bedeuten, daß wie im Beispiel Aufgabenstellungen in den USA (oder Israel oder Hongkong) formuliert werden, während das in Deutschland vorhandene Know-How zur Lösung eingesetzt wird, ohne dieses exportieren zu müssen. In jedem Fall sind qualifizierte Mitarbeiter eine notwendige Voraussetzung für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben in einem internationalen Markt.

Globalisierung bedeutet nicht, die Auslagerung von Entwicklungsleistungen in andere Länder mit billigen Arbeitskräften, sondern die intelligente Verteilung und Koordination der Arbeit entsprechend den vorherrschenden Arbeitszeiten sowie die Nutzung der jeweiligen bestehenden infrastrukturellen Vorteile.

Peter Fritz

Letzte Änderung: 26.01.1998 - Ansprechpartner: Webmaster