Hair – Studenten im großen Haus

26.01.1998 -  

Hair ist das wohl amerikanischste aller Musicals und ist 30 Jahre nach seiner New Yorker Uraufführung weltweit immer noch ein Publikumshit. Der amerikanische Musical-Spezialist Craig Simmons hat es im Theater der Landeshauptstadt inszeniert.

Aquarius und Let The Sunshine gingen als Hits um die Welt, machten das Rock-Musical von Galt McDermot, Gerome Ragei und James Rado zum „Kult“. Das Lebengefühl der Hippi-Generation wurde in hinreißende Musik und Tanz gefaßt. HAIR, das eigentlich keine Handlung hat, preist durch die Aneinanderreihung von Szenen und Songs ein von Toleranz, Gewaltlosigkeit, Verweigerung und Frieden, aber auch von freier Liebe, Sex und Drogenkonsum als „Flucht aus der Realität“ bestimmtes freiheitliches Lebensgefühl junger Leute. Die bis heute ungebrochene Popularität dieses musikalisch mitreißenden Song-Musicals liegt in den Aktionen, ihrer optischen und akustischen Faszination, die viele junge Leute damals spontan erfaßte und mitriß. Übrig blieb von damals wenig: Love-Parade, New Age und Plateauschuhe. Die grell-bunte, optisch attraktive Inszenierung bringt die unbeschwerte Lebenslust der Flower-Power-Zeit mit ihrer Hippi-Romantik, viel Ironie und Spaß, aber auch mit Trauer und Hoffnungslosigkeit auf die Bühne. Das Leben als eine große Party bis zum bitteren Ende, wenn Claude, der Held des Stückes, im Vietnam-Krieg stirbt.

Craig Simmons hat für diese Produktion ein „optimales Ensemble“ von Musicaldarstellern aus ganz Deutschland, Mitgliedern des Schauspielensembles, des Opernchores des großen Hauses und neun Studierende des Instituts für Musik unserer Universität gefunden. Neben den „Stars“ Franc Tima, Christian Venzke, Barbara Johnson und John Gordon überzeugen sängerisch und vor allem auch tänzerisch die Studierenden des Institutes für Musik unserer Universität.

Neben den Profis

Wenn man nicht wüßte, daß hier wirkliche Profis neben „Anfängern“, die sich noch in der Ausbildung befinden, agieren – man würde es nicht glauben! Aber das „bunt zusammengewürfelte“ Ensemble wirkt in seiner musikalischen und tänzerischen Präsenz in der rasanten Szenenfolge so homogen professionell, daß man keine Unterschiede ausmachen, sich der ansteckenden Freude nicht entziehen kann. Die minutenlangen Ovationen mit Standing Ovations am Premierenabend waren sicher auch ein Kompliment für die künstlerische Qualität, die unsere Studentinnen und Studenten in dieser Inszenierung unter Beweis gestellt haben. Die Bemühungen, die Ausbildung am Institut für Musik in Kooperation mit unserem Theater sehr praxisnah zu gestalten, die wunderbare Arbeit in der Musicalklasse am Institut – hier haben sich die vielfältigen Anstrengungen künstlerisch ausgezahlt. Das bestätigen auch Steffen Gehrecke, Sabine Münz und Silke Schön, Studierende des 5. und 3. Studienjahres. Für sie ist die Mitwirkung in HAIR eine Art Praktikum und Bestandteil ihres Studiums. Sie sehen hier die Möglichkeit, sich singend, tanzend und schauspielernd völlig „auslassen“ zu können. Für sie sei die Story zwar Geschichte, aber es gebe durchaus auch Parallelen zur Gegenwart. Das mache auch für sie die Arbeit so interessant, meinen die drei und bekräftigen noch einmal die tolle Zusammenarbeit ohne Berührungsängste mit den professionellen Musicaldarstellern und dem Regisseur. Theater und Studenten hoben die Unterstützung durch Prof. Monika Kühler vom Institut für Musik besonder hervor.

Für zwei wunderbare Musical-Stunden wurde eine ferne und doch so nahe „amerikanische Zeit“ auf die Bühne zurückgeholt. Eine Zeit mit ihren „eigenen Problemen“, von denen wir viele wieder täglich zu bewältigen haben.

Herbert Henning

Letzte Änderung: 26.01.1998 - Ansprechpartner: Webmaster